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In seiner Kurzgeschichte „Von der Strenge der Wissenschaft“ berichtet Jorge Luis Borges in der Wiedergabe eines fiktionalen Textes des 17. Jahrhunderts von einem Reich, in dem die Kartographen ihre Kunst so weit vorangetrieben haben, dass eine von ihnen angefertigte Karte die exakten Ausmaße des in ihr vermessenen Reiches annahm. „Die nachfolgenden Geschlechter, die dem Studium der Kartographie nicht mehr so ergeben waren, waren der Ansicht, dass diese ausgedehnte Karte überflüssig sei und überließen sie, nicht ohne Verstoß gegen die Pietät, den Unbilden der Sonne und der Winter. In den Wüsten des Westens haben sich bis heute zerstückelte Ruinen der Karte erhalten, von Tieren behaust und von Bettlern…“.

Bei der Lektüre dieser Kurzgeschichte stehen uns die zahlreichen Zeichnungen vor Augen, die niederländische Künstler im 17. Jahrhundert vor den antiken Ruinen Italiens angefertigt haben und von denen wir anlässlich unserer Ausstellung zu Goethes „Italienischer Reise“ eine Auswahl aus den auch hieran reichen Beständen der Grafischen Sammlung präsentieren. In den hier gezeigten Ruinenlandschaften finden sich nicht nur gelegentlich der zeichnende Künstler selbst, sondern auch die von Borges beschriebenen, diese Landschaften bevölkernden Besucher und Tiere wieder. Jenseits von Antikensehnsucht, Ruinenernüchterung und rein archäologischem Interesse am antiken Kanon bildet der ruinöse Bildgegenstand ein grandioses Mysterium, an dem die künstlerische Fantasie sich entzündet und unser Blick sich weidet. In der zeichnerischen Wiedergabe der Ruinen vollzieht sich zugleich vor unseren Augen die von Borges geschilderte Verkehrung von Darstellung und Dargestelltem; an die Stelle der obsoleten Architektur tritt die sie verherrlichende Wiederholung im Kunstwerk.

Aus Ovids „Metamorphosen“ stammt die Sentenz TEMPUS EDAX RERUM TUQUE INVIDUOSA VETUSTAS OMNIA DESTRUITIS (Zeit, du gefrässigste du, und du, du neidischer Alter, alles zerstört ihr) und findet sich zitiert auf einem Ruinencapriccio des Niederländers Herman Posthumus von 1536 (Wien, Sammlung Liechtenstein). Die voranschreitende Zeit erklärt die Ruinen, nicht aber lässt sich aus ihrem Gesetz die Existenz einer Landschaft, einer Gegend, eines Tieres oder einst intakter, nur mehr zerfallener Gebäude ableiten. Wir sind gezwungen, diese Dinge zu zeichnen oder zu reproduzieren, eine Skizze davon oder ein Porträt von ihnen anzufertigen. Die hier ausgestellten Zeichnungen mit den in ihnen gezeigten Ruinen sind künstlerischer Ausdruck deren rätselhaften Grundes.

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