Zwischen Berlin 1978 und dem Jenseits
Martin Kippenbergers Plakate, Kunstwerke zwischen Leben und Tod und eine Mumie laden im Innsbrucker Ferdinandeum zu zwei Kurztrips durch die Moderne Sammlung.
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Die Moderne Sammlung nimmt die Besucher*innen des Ferdinandeums mit auf Reisen: Eine Route führt entlang von 147 Plakaten von Martin Kippenberger aus der Sammlung Hans Widauer zum Steirischen Herbst im Jahre 1997, wobei Ihnen ein frischer Wind aus Ironie und Humor um die Nase weht. Die andere leitet auf vier künstlerischen Etappen ins Jenseits – und feiert unterdessen das Leben.
Martin Kippenberger
November 1978: Martin Kippenberger entwirft anlässlich der Eröffnungsveranstaltung seines Berliner Büros ein Plakat. Weitere 177 folgen innerhalb der nächsten 18 Jahre. Das letzte ist dem Steirischen Herbst 1997 gewidmet: ein überdimensionales goldenes Ei auf einem Kleintransporter im Schnee. Dazwischen liegen Plakate zu Konzerten und Partys, Vorträgen, Lesungen und Geburtstagen. Was aber macht diese Poster so besonders?
Kippenberger war ein begnadeter Plagiator. Seine Plakate ahmen die Werke verschiedenster Künstler*innen nach. Sie springen den Betrachter*innen ins Auge, respektlos witzig und clever zugleich. Kurz gesagt: Kippenberger machte Kunst über Kunst. Dass er trotz seiner gnadenlosen Nachahmungen in Künstler*innenkreisen nicht als verhasster Kollege galt, dafür sorgte er ebenfalls. So pflegte der Künstler zu vielen Kolleg*innen ein freundschaftliches Verhältnis und brachte ihnen ehrlich seine Wertschätzung entgegen.
Reise zu einem anderen Kontinent
Zwischen Leben und Tod bewegt sich die Präsentation #5 aus der Reihe „Begehbare Gedanken der Moderne“. Sie zeigt drei Werke von Herbert Boeckl (1894 – 1966), Johann Peter Denifle (1739 – 1808) und Paul von Rittinger (1879 – 1953), die sich allesamt mit dem Sterben auseinandersetzen. Sowohl in Denifles Zeichnung „In starker Anspannung ausgestreckt liegender männlicher Akt“ (1771) als auch in Boeckls Darstellung „Liegender, toter Jüngling“ (1931) steht ein lebloser Körper im Fokus. Allein die Interpretation der Betrachter*innen kann den Körpern noch Leben einhauchen. Die Kunstwerke selbst erzählen von einem Leben auf Zeit, an dessen Ende kaum eine erlösende Himmelfahrt wartet. Parallel dazu tritt die Moderne in Dialog mit der Archäologischen Sammlung und stellt den Bildern eine Menschenmumie aus dem alten Ägypten gegenüber. Anders als die Bilder versucht sie, davon zu überzeugen, dass der Tod nur eine Station zwischen dem irdischen Leben und einem anderen Kontinent ist. Eine Vorstellung davon, wie der Weg dorthin aussehen könnte, gibt Rittingers „Der große Tod und das kleine Leben“ (1932). Und was wartet danach? Im besten Fall ein Fest, auf das Leben.