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29.10.2021
2 min
Elisabeth Probst, MA

Tirol meets Kalifornien

Im Schein von Rauch und Flamme“ erkundet Künstler Florian Raditsch die Beziehung zwischen Mensch und Natur im Alpenraum und den USA.

 

Was haben Tirol und Kalifornien gemeinsam? Auf den ersten Blick wahrscheinlich gar nicht so viel. Sieht man aber genauer hin, kommen doch Parallelen zum Vorschein. Florian Raditsch hat genau hingeschaut und bewusst nach Berührpunkten gesucht. Dabei kamen erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen den beiden Regionen ans Licht. Seine Beobachtungen verarbeitet der gebürtige Kalifornier in Bildern und Installationen, die seit September im Volkskunstmuseum zeigt. Die Ausstellung schlägt dabei eine Brücke vom Alpenraum in den Westen der USA und spürt nicht zuletzt dem Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur nach.

„Die Gegend in Kalifornien, in der ich aufgewachsen bin, liegt in der Nähe des Yosemite National Parks, einer beinahe hochalpinen Region. Was die Landschaft betrifft, gibt es daher viele Ähnlichkeiten zu Tirol. Nur das Klima ist in Kalifornien viel trockener“, antwortet Künstler Florian Raditsch auf die Frage, worin sich Tirol und und seine Heimat ähneln und fährt fort: „Aber es gibt auch eine gewisse Mentalität, die Menschen auszeichnet, die in den Bergen wohnen.“ Im Gegensatz zum Flachland lebe man unweigerlich in einem engeren Verhältnis zur Landschaft. „Ich glaube, Tiroler verstehen ganz gut, was ich damit meine“, fügt Raditsch hinzu. Ihn selbst verbindet vor allem seine Familiengeschichte mit der Alpenregion. „Österreich ist schon ein Teil von mir“, räumt der gebürtige Kalifornier ein.

 

Inszenierte Welt

Momentan lebt und arbeitet Raditsch in Wien, seine Ausstellung im Volkskunstmuseum legt den Fokus aber klar auf den Alpenraum – und eben Kalifornien. Mit ihren imposanten Landschaften entwickelten sich die beiden Regionen zum Tourismusmagnet. Eine Reihe der Leitmotive in seiner Ausstellung macht der Künstler daher an Design und Architektur zweier Hotels in Südtirol und Kalifornien fest. „Es geht vor allem um Hotels aus den 1920er-Jahren, also aus der Zeit, in der auch das Volkskunstmuseum entstanden ist“, erklärt Raditsch. Bei besagten Hotels handelt es sich zum einen um das Hotel Drei Zinnen in Sexten aus dem Jahre 1929, das vom Architekt Clemens Holzmeister gestaltet wurde, und zum anderen um das 1927 erbaute und von Gilbert Stanley Underwood designte Ahwahnee Hotel im Yosemite-Nationalpark. Beide Häuser präsentieren sowohl Tradition als auch Moderne. In ausgewählten Formen, Materialien und Farben wurden von den Architekten Bezüge zu Natur und Landschaft aufgegriffen. „Es ist ein Mischmasch“, räumt Raditsch ein.

Florian Raditsch mit Maske
© Rudolf Strobl
Florian Raditsch mit Maske

Gegen den Strom

Interessant wird diese Herangehensweise, wenn man sie anderen gestalterischen Strömungen ihrer Zeit gegenüberstellt. „In den 1920er-Jahren kamen Ideen auf, die den internationalen Stil entscheidend prägten, wie beispielsweise das Bauhaus. Und dann gibt es diese Gegenbewegung: Da kommen Leute wie Holzmeister oder Underwood, die den internationalen Stil sehr wohl kennen, die aber bewusst etwas machen, das in einer bestimmten Region verankert ist.“ Die spezielle Gestaltung der Hotels ist dabei nur eine Erscheinung von vielen. Gemeinsam formen sie das Bild, ein Image einer Region, das sich in erster Linie im Sinne des Tourismus verkaufen soll und mehr und mehr die Vorstellung der Menschen von einer Region bestimmt.

Farben, Holz und Feuer

Erstaunlicherweise kommen bei der Inszenierung der beiden Gegenden sehr ähnliche Gestaltungsmerkmale zum Einsatz, sei es in den Hotels oder auf Tourismusplakaten der damaligen Zeit. Diese greift Raditsch als Leitmotive in seinen Werken auf. Mit einer Farbpalette an bestimmten Grün-, Blau- und Rottönen, den „Trendfarben“ der 20er-Jahre, wie er sagt, ziehen sich die Verknüpfungen optisch durch die Ausstellung. Ein weiteres Leitmotiv ist Holz. Sowohl in Kalifornien als auch in Tirol nimmt das Material einen wichtigen Stellenwert ein, wie sich auch in den Hoteldesigns und in der Beschaffenheit der Stuben im Volkskunstmuseum zeigt. In Verbindung zum Holz steht schließlich auch das Feuer. Raditsch bezieht das Element Feuer auf die Waldbrände in seiner Heimat. „2020 wütete in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin das Creek Fire, das größte Feuer aus einer einzigen Brandquelle in der Geschichte Kaliforniens.“ Mit Blick auf diese Erfahrungen hinterfragt Raditsch in seinen Werken die Beziehung zwischen Natur und Mensch. Die digitale Tanzperformance „Wild Fire Dance“ vergegenwärtigt das Feuer inmitten der hölzernen Stuben, indem sie eine Maske aus teils verkohlter Baumrinde aus dem Creek Fire präsentiert. Anknüpfend an die landschaftlichen Ähnlichkeiten spielt der Künstler schließlich auch mit einer Zukunftsdystopie: Was wäre, wenn die Tiroler Wälder brennen würden?

Zerstörung und Wiedergeburt

„Mich fasziniert diese Idee von Zerstörung und Erneuerung“, beschreibt Raditsch seine Faszination für Holz und Feuer. Neben dem „Wild Fire Dance“ kommen die Motive auch in einem weiteren Hauptwerk zum Ausdruck, einer großformatigen Kohlestiftzeichnung eines Sequoiaoder Mammutbaum-Setzlings. „Sequoias brauchen Feuer, um sich zu erneuern. Erst mit extremer Hitze platzen die Zapfen auf und setzen ihre Samen frei. Das Feuer, gibt den Impuls für etwas Neues.“

Tirol neu inszeniert

Mit Blick auf den Ausstellungsraum bestimmt der Zyklus von Zerstörung und Erneuerung gewissermaßen das Gesamtkonzept von Raditschs Ausstellung. Tatsächlich wurde das Gebäude des Volkskunstmuseums in den 1920er-Jahren vollkommen ausgehöhlt, es wurden Betonwände eingezogen und schließlich die hölzernen Stuben nachgebaut. „Es ist eine Kulisse, aber man erlebt Tirol.“ Diese Kulisse bespielt Raditsch mit seinen Werken, er zerstört das gewohnte Image und lässt ein vollkommen neues Bild entstehen.

Die Ausstellung „Florian Raditsch. Im Schein von Rauch und Flamme“ ist bis 23. Januar 2021 im Volkskunstmuseum zu sehen.

Florian Raditsch
© TLM
22.9.2021
Elisabeth Probst, MA

Podcast 15: Florian Raditsch

Kalifornien meets Tirol: In Folge 15 unseres Museumspodcast unterhalten wir uns mit Künstler Florian Raditsch über die USA und Tirol, über Sport, Landschaft und Wiedergeburt.

Autorin

Elisabeth Probst, MA

 
Portrait_ElisabethProbst_c_MariaKirchner
Häuserübersicht

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