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14.4.2021
4 min
Dr. Maria Schaffhauser

Tiroler Gesteine

6.000 historische Gesteinsproben von der ersten geologischen Landesaufnahme Tirols. Ein Auszug aus dem Wissenschaftlichen Jahrbuch 2020 von Maria Schaffhauser.

// Auszug aus dem Wissenschaftlichen Jahrbuch 2020 //

Gneis, Amphibolit und Glimmerschiefer sind einige jener Gesteinsproben, die seit Jahrzehnten in Kisten geschlichtet im Depot der Erdwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen lagern. Sie sind Belegmaterial zu den Geognostischen Karten von Tirol und Vorarlberg, die Mitte des 19. Jahrhunderts veröffentlich wurden. Im Zuge der geologischen Landesaufnahme sammelten die „Aufnahme-Geologen“ des geognostisch-montanistischen Vereins für Tirol und Vorarlberg tausende Gesteinsproben aus allen Landesteilen.

 

Der geognostisch-montanistische Verein für Tirol und Vorarlberg wurde 1836 gegründet. Ziel war es, Tirol und Vorarlberg geognostisch zu erforschen – also nutzbare Fossilien, Mineralien, Gesteinsarten, Bausteine und Kohlevorkommen zu erschließen. Der Fokus lag dabei in der Erkundung von Lagerstätten. Es war der drittälteste geologische Verein in Europa.

Inventarbuch der Gesteinssammlung des geognostisch-montanistischen Vereins für Tirol und Vorarlberg mit formatierter Gesteinsprobe
© TLM
Inventarbuch der Gesteinssammlung des geognostisch-montanistischen Vereins für Tirol und Vorarlberg mit formatierter Gesteinsprobe

Auf der Suche nach Kohle und Erz

Zwischen 1839 und 1847 entsandte der Verein sogenannte Aufnahme-Kommissäre in verschiedene Landesteile. Sie forschten nach Fossilien, Mineralien, Erz und Kohle, sammelten Gesteinsproben, führten barometrische Höhenmessungen durch und dokumentierten ihre Untersuchungen in Tagebüchern und geologischen Karten. Während erste Ergebnisse noch vielversprechend waren, stellte sich bald Ernüchterung ein. Bis zum Jahr 1843 hatte der Verein viel Geld investiert, konnte aber keine größeren Lagerstättenfunde verzeichnen. Daher wurde der Schwerpunkt künftig auf die Erforschung der Gesteine, des Gebirgsbaues und die Erstellung einer Geologischen Karte gelegt. 1852 folgte die Veröffentlichung der Geognostischen Karte von Tirol. Sie ist heute in der Ausstellung im Zeughaus zu sehen.

 

Geognostische Teilkarte des Oberinntales, erstellt nach Aufzeichnungen von Kommissär Karl Sander aus dem Jahr 1840
© TLM
Geognostische Teilkarte des Oberinntales, erstellt nach Aufzeichnungen von Kommissär Karl Sander aus dem Jahr 1840

Insgesamt gelangten im Laufe der Landesaufnahme 6.000 Proben an den Verein. Vereinssekretär Dr. Stötter formatierte jedes Stück in mühevoller Arbeit auf eine Größe von 13 x 10 Zentimeter und verzeichnete alle Gesteinsproben in einem vierbändigen Inventar. Forschungsergebnisse und Gesteinsproben präsentierte der Verein seinen Mitgliedern im Vereinslokal und später in den Räumen des neu gebauten Museums zur Ansicht.

Orthogneis aus Nikolsdorf in Osttirol
© TLM
Orthogneis aus Nikolsdorf in Osttirol

Aufarbeitung nach dem Hochwasser

Im Jahr 1986 hat das Sill-Hochwasser die im Zeughaus gelagerte Gesteinssammlung stark beschädigt. Bei der Hälfte der Proben löste das Wasser die aufgeklebten Etiketten, viele Etiketten gingen verloren oder wurden unleserlich. Auf Proben, die noch eine Inventarnummer hatten wurde nachträglich eine Lacknummer angebracht. Leider können die meisten der nummernlosen Proben ihrem ursprünglichen Fundort nicht mehr zugeordnet werden und sind daher für die Sammlung wertlos geworden.

Während der letzten Jahre half ein Student ehrenamtlich, die Gesteinssammlung zu sortieren, zu ordnen und in Schubladen des Depots einzuräumen. Die Aufarbeitung der Sammlung steht erst am Beginn und wird noch geraume Zeit in Anspruch nehmen bis zur vollständigen Digitalisierung des kompletten Bestandes inklusive einer modernen Gesteins-Nomenklatur und der physischen Neuaufstellung. Trotz des Verlustes von Probenmaterial und Information stellt die Sammlung eine wichtige Dokumentation geologischer Forschung in Tirol dar.

Gesteinsprobe von einem historischen Bergbau bei Lavis (Trentino) mit altem Etikett
© TLM
Gesteinsprobe von einem historischen Bergbau bei Lavis (Trentino) mit altem Etikett

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Der vollständige Artikel wurde im Wissenschaftlichen Jahrbuch 2020 veröffentlicht.

Der heurige 13. Band gliedert sich in drei große Themenbereiche: die COVID-19-Pandemie aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln; Artikel der Teilnehmer*innen der Tagung „Die Kehrseite des Unsichtbaren“ im Zuge der Ausstellung „Vergessen“ im Ferdinandeum; und diverse Beiträge zu geistes- und naturwissenschaftlichen Themen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tiroler Landesmuseen.

Wissenschaftliches Jahrbuch 2020
© TLM
Wissenschaftliches Jahrbuch 2020

Autorin

Dr. Maria Schaffhauser

Erdwissenschaften / Sammlungsleitung
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Maria Schaffhauser
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