16.12.2021
3 min
MMag.a. Katharina Krones

Zeit.shift – digital in gesterns Zukunft

Bewahrung, Erschließung und Vermittlung des kulturellen Texterbes Gesamttirols

Digitalisierung ist auch im Bibliotheksbereich das Schlagwort des 21. Jahrhunderts. Großangelegte Digitalisierungsprojekte wie jenes von Google an der Österreichischen Nationalbibliothek und der Bayerischen Staatsbibliothek versprechen, urheberrechtsfreie Bücher und Zeitschriften im großen Stil für die gesamte Menschheit verfügbar zu machen. Zu kurz kommen in diesen großen Projekten oftmals die sehr speziellen und/oder regionalen Textbestände – die eben ein Spezialinteresse erfordern.

Seit ungefähr zwanzig Jahren bemühen sich Tiroler Universitäts- und Landesbibliotheken in Digitalisierungsprojekten, auch das historische Texterbe Nord-, Ost- und Südtirols vor dem Verfall zu retten, es auf lange Sicht zu erhalten und auch für eine breite Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Da alle diese Texte (ob dies nun Bücher oder Zeitschriften und Zeitungen betrifft) über die Bibliotheken des Gebietes verstreut und nirgendwo gemeinsam zugänglich sind, ergeben sich für so ein Unterfangen einige Schwierigkeiten.

Das Projekt „Zeit.shift“, das von der Südtiroler Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann, EURAC Research in Bozen und der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol geleitet wird und bei dem die Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum assoziierter Partner ist, versucht nun, einen Teil dieser Bestände in einem gemeinsamen Portal verfügbar zu machen. Dies geschieht exemplarisch am Beispiel der historischen Tageszeitungen, die durch einige konservatorische Gründe – wie z. B. oftmals schlechte Papierqualität – besonders vom Zerfall bedroht sind. Das Projekt hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die historischen Tageszeitungen der Region im Volltext zu digitalisieren und anschließend virtuell in einer einzigen Webplattform verfügbar zu machen. Neben dem Konservieren dieser historischen Tageszeitungen ist ein Ziel vor allem die leichtere Zugänglichkeit und Durchsuchbarkeit durch eine Volltextsuche, die durch automatisierte Texterkennung ermöglicht wird.

Logo Projekt Zeit.shift
© Zeit.shift
Logo Zeit.shift

Zeit.shift möchte allerdings nicht erst nach der Beendigung des Projektes eine Fundgrube an Wissen für die Bevölkerung sein, sondern ruft schon jetzt zur aktiven Mithilfe durch interessierte Personen auf. Bei dieser modernen Methode der Bürgerwissenschaft, besser bekannt unter der Bezeichnung „Citizen Science“, sollen interessierte Laien bei wissenschaftlichen Projekten mithelfen.

Bei Zeit.shift ist die Bevölkerung nun aufgerufen, sich an der Texterschließung der historischen Tageszeitungen zu beteiligen. Dafür wurde auf der Online-Plattform „HistoryPin“ eine Auswahl von historischen Werbeanzeigen aus den digitalisierten Tageszeitungen veröffentlicht, die stetig erweitert und ergänzt wird. Diese historischen Werbeanzeigen können nun von den „Citizen Scientists“ inhaltlich verschlagwortet („taggen“) und über Google Maps lokalisiert („pinnen“) werden. Gemeinsam soll so ein großer Datenpool geschaffen werden, der später mit der Webplattform vernetzt wird und in Zukunft wertvolle Informationen für weitere Forschungen liefern kann.

Werbeanzeige für Feigenkaffee Andre Hofer
© Zeit.shift
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Die Citizen Scientists sollen durch ihre Mithilfe aber auch die Möglichkeit erhalten, Antworten auf eine Kernfrage des Projektes – „Was erzählen uns Tageszeitungen über das Leben in Tirol vor 100 Jahren?“ – zu bekommen. Sie können in diesen Werbeanzeigen längst vergangene Berufe wie den „Nägel- und Hühneraugen-Operateur“ entdecken, nicht mehr gebräuchlichen Produkten und Gegenständen wie einem „Geradehalter“ begegnen und Geschäftsstraßen in den Städten Nord-, Ost- und Südtirols vor hundert Jahren virtuell rekonstruieren. Eine Video-Einführung zu der Arbeit mit dem Online-Tool „HistoryPin“ findet sich ebenfalls auf der Plattform und soll den Citizen Scientists den Einstieg erleichtern.

Links
Projekt „Zeit.shift
Online-Plattform „HistoryPin

Autor*in

MMag.a. Katharina Krones

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