Politisch engagierte und feministische Kunst im Fokus
Seit Anfang des Jahres verstärkt die Kunsthistorikerin und Kuratorin Sofia Ohmer die Moderne Sammlung des Ferdinandeums. Im Interview erzählt die neue Unterstützung des Teams von Bereichsleiter Florian Waldvogel von ihrer Zeit in New York und warum sie von ihrem Umzug nach Innsbruck ganz begeistert ist.
Du hast vier Jahre lang in New York gelebt und gearbeitet. Wie kam es dazu? Und wie lebt es sich in dieser Metropole?
Ich bin im Zuge meines Kunstgeschichte-Studiums nach New York gekommen – und bin dann beruflich bedingt länger dortgeblieben als ursprünglich geplant. Während meiner Zeit dort habe ich im Sammlungsmanagement einer privaten Kunstsammlung gearbeitet und für Soft Network, einer Organisation die Künstler*innen-Nachlässe unterstützt, kuratiert. New York selbst ist dynamisch, schnell, es ist immer was los. Als Melting Pot unterschiedlichster Kulturen trifft man dort ständig auf interessante Leute aus aller Welt – die Menschen und die ganze Stadt bieten einfach eine faszinierende Vielfalt!
Mit deiner neuen Stelle bei den Tiroler Landesmuseen hast du nun diese faszinierende Vielfalt gegen eine faszinierende Bergwelt eingetauscht.
Ja, das stimmt, die Natur und Bergwelt hier sind wirklich beeindruckend! Aber Innsbruck hat noch viel mehr zu bieten – allem voran den tollen Mix aus Stadt, Kultur und Natur. Innsbruck hat eine lebendige Kunst- und Kulturszene mit großartigen, auch jungen Initiativen und einem diversen Angebot. Zudem bietet die Stadt eine gute Mischung aus Tradition und Moderne und überall begegnet man Tirols reicher Geschichte. Für mich stimmt hier einfach die Lebensqualität – ich fühle mich von Tag eins an gut aufgehoben und glücklich hier.
Womit haben die Tiroler Landesmuseen dein Interesse geweckt?
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich bewusst nach Jobs im Ausland gesucht, um weiterhin neue Perspektiven zu gewinnen. Als ich die Ausschreibung für die Stelle gesehen habe, habe ich mich intensiv mit den Tiroler Landesmuseen beschäftigt und gezielt das Programm und die vergangenen Ausstellungen von Florian Waldvogel recherchiert. Besonders begeistert haben mich Ausstellungen wie „Elde Steeg. Die Frauen machen die Brötchen“ oder „If I Can’t Dance, I Don’t Want to Be Part of Your Revolution“ sowie die Sonderausstellung des Künstlerkollektivs Gelitin. Sie haben Themen behandelt, die mir sehr wichtig sind, wie Feminismus, Aktionskunst und politisch engagierte Kunst im Allgemeinen.
Und auch der Umbau des Ferdinandeums ist eine spannende Herausforderung, da dies einen ganz eigenen kreativen Prozess initiiert: Wie kann man Ausstellungen in einer solchen Übergangsphase gestalten? Daraus ergibt sich eine große Chance, das Museum, während es geschlossen ist, auf neue Weise zu den Menschen zu bringen, wie zum Beispiel im öffentlichen oder virtuellen Raum.
Was wäre dein Traumprojekt?
Ich stelle mir ein Performance-Art-Festival vor, das Leerstände in Innsbruck nutzt und diese Räume auf kreative Weise neu bespielt. Die Kunst soll damit direkt zu den Innsbrucker*innen gebracht werden – ohne große Hemmschwellen und in einem öffentlichen Raum, der für alle zugänglich ist. Die Idee dahinter ist, dass Kunst nicht nur in Galerien oder Museen stattfindet, sondern auch an urbanen, unerwarteten Orten. So wird die Kunst für die Menschen erlebbar und ansprechbar, ohne dass sie sich in traditionelle Kunsträume begeben müssen.
Aber auch das erste von Florian Waldvogel und mir gemeinsam umgesetzte Projekt liegt mir sehr am Herzen: Seit 8. März, dem internationalen Weltfrauentag, stellen wir jede Woche eine FLINTA* Künstler*in aus unserer Sammlung auf dem Instagram-Account @moderncollection_tlm vor. Als offene Plattform des Austauschs lädt die virtuelle Sammlungspräsentation dazu ein, neue Perspektiven auf eine große Bandbreite an Positionen in der Modernen Sammlung zu werfen.