„Da Kaiser Maximilian nicht ganz uneitel war, machte er sich schon zu Lebzeiten Gedanken über sein Grabmal“, begann Kunsthistorikerin und Kulturvermittlerin Sonja Fabian ihre Führung durch Innsbrucks berühmte Hofkirche mit einem Schmunzeln. Besonders in puncto Größe und Ausstattung hatte Kaiser Maximilian I. genaue Vorstellungen: „So hatte er von Anfang an die Idee einer eigenen Kirche mit einem Kloster anbei. Für das Innere schwebten ihm 40 lebensgroße Bronzefiguren von großen historischen Persönlichkeiten vor, die seine – zum Teil fiktive – Ahnenreihe sowie Zeitgenossen darstellen sollten. 100 kleinere Statuen von Heiligen sollten zudem sein monumental verziertes Grab ,bewachen‘“, so Fabian.
Posthum erschaffenes Prunkgrabmal
Da Kaiser Maximilian I. zeitlebens jedoch keinen Bauplatz für sein Grabmal realisieren konnte (aufgrund diverser lokaler Widerstände), war zum Zeitpunkt seines Todes 1519 weder eine Kirche noch ein Kloster für sein Grab gebaut. Auch waren nur wenige Bronzefiguren und 23 kleinere Heilige realisiert. Beigesetzt wurde er schließlich in der Burg in Wiener Neustadt, in der er auch geboren wurde – und heute noch liegt. Sein Enkel Kaiser Ferdinand II. hat ihm aber rund 50 Jahre nach seinem Tod doch noch den Wunsch eines stattlichen Grabmals erfüllt: Von 1553 bis 1563 wurde in Innsbruck die Hofkirche samt angrenzendem Franziskanerkloster errichtet. Es handelt sich bei diesem Grabstift übrigens um das größte Grab eines römisch-deutschen Kaisers, das jemals gebaut wurde.
Berühmte Schöpfer
Schlendern Besucher*innen durch die Reihen der großen Bronzefiguren, treffen sie u.a. auf Kaiser Friedrich III., Philipp I. den Schönen oder Erzherzog Sigmund. Gegossen wurden die Figuren u.a. vom deutschen Bildhauer und Gießer Peter Vischer d.Ä., drei der Figuren – Sagenkönig Artus, der Ostgotenkönig Theoderich und Albrecht IV. von Habsburg – wurden vom deutschen Maler Albrecht Dürer entworfen.
„Schwarzmanderkirche“ – und was ist mit den Frauen?
Entgegen der umgangssprachlichen Bezeichnung der Hofkirche befinden sich auch acht Frauen in den Reihen der so genannten „Schwarzen Mander“. Darunter z.B. Maria von Burgund, Maximilians erste Frau. „Es war zwar eine rein politisch motivierte Hochzeit, für beide aber auch ein persönlicher Glücksgriff. Als Maria mit 25 Jahren und zum dritten Mal schwanger nach einem Reitunfall starb, war das für Maximilian ein großes Unglück“, erzählte die Kulturvermittlerin. Auch Maximilians Schwiegertochter Johanna I. von Kastilien, in die Geschichte als „die Wahnsinnige“ eingegangen, findet sich unter den „Schwarzen Frauen“. „Sie wurde im Zuge einer Allianz mit Philipp I., dem Schönen, Maximilians einzigem Sohn, verheiratet. Durch eine Reihe unerwarteter Unglücksfälle in ihrer Familie wurde sie zur Thronerbin von Kastilien und Aragón. Über ihren Geisteszustand aber sind sich Wissenschaftler und Historiker bis heute nicht einig. Die einen diagnostizieren ihr schwere Depression, Psychosen oder ererbte Schizophrenie, die anderen wollen in ihrem ,Wahnsinn‘ eine machtpolitische Intrige von Seiten ihres Ehemannes und später ihres Sohnes sehen, wodurch sie sie verunglimpften und ihr so ihre herrschaftlichen Rechte entzogen“, so Fabian. Fakt ist, dass Johanna über 40 Jahre lang unter haftähnlichen Bedingungen lebte, was ihren zerrütteten seelischen Zustand vielleicht erklären lässt.
Von Erziehung und Allianzen
Mit Erzherzogin Margarete von Österreich, Maximilians Tochter, findet sich eine weitere berühmte „schwarze“ Dame in der Hofkirche. „Margarete wurde schon von klein auf zu einer Regentin erzogen. Nach zwei kurzen Ehen – ihre Gatten verstarben sehr früh – blieb sie kinderlos. Ihre Fähigkeiten als Regentin konnte sie aber in Burgund unter Beweis stellen“, erzählte Sonja Fabian.
Neben Margarete ist eine weitere bronzene Frau postiert, die in ihre Rolle als Regentin hingegen nicht hineinfand: „Dass Bianca Maria Sforza aus Mailand, Maximilians zweite Ehefrau, einmal in derart hohe Kreise heiraten würde, war nicht vorhersehbar, weshalb sie in ihrer Erziehung nicht darauf vorbereitet wurde. Aus allianztechnischen Gründen wurde sie aber mit ihm verheiratet und so zur Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches.“ Die Vermählung war eine Stellvertreterhochzeit – Kaiser Maximilian I. hatte keine Zeit und schickte einen Bräutigams-Stellvertreter (was aus heutiger Perspektive unmöglich erscheint, war zur damaligen Zeit keineswegs unüblich). „Die Ehe blieb kinderlos und unglücklich. Es kam sogar so weit, dass Maximilian I., der sich permanent in Geldnöten befand, seine Frau als Pfand zurückließ, wenn er vorrübergehend nicht zahlungsfähig war,“ plauderte Fabian aus dem „historischen Nähkästchen“.

Ein Blick ins Innere
Der außergewöhnlichen Geschichten nicht genug, lüftete die Kunsthistorikerin am Ende der Art Circle-Führung noch ein letztes kleines Geheimnis: „Lange Zeit wusste man nicht, was das Kenotaph, also das leere Grabmal in der Mitte der Hofkirche, wirklich enthält. Viele Mythen ranken sich um den Inhalt des Grabes – so sei beispielsweise Maximilians Herz hier bestattet.“ Vor einigen Jahren wurde im Zuge einer Steinrestaurierung dieses Geheimnis gelüftet, was sich als schwieriges Unterfangen entpuppte: „Die Bohrungen mussten sehr vorsichtig vorgenommen werden und kamen gar nicht bis ins Innere. Mittels einer Georadar-Untersuchung schließlich konnte das Innere ermittelt werden. Das Ergebnis war ernüchternd: Im Inneren befanden sich weder kostbare Grabbeigaben noch Überreste des historischen Maximilians, sondern lediglich alter Bauschutt“, schloss Fabian.
Der Art Circle der Tiroler Landesmuseen
Die Erhaltung der vielen Kunstschätze und Exponate aus Natur, Kunst, Literatur, Wissenschaft und Musik der Tiroler Landesmuseen ist sehr zeitintensiv und kostspielig. Mit ihrer Mitgliedschaft beim Art Circle unterstützen Unternehmen oder kunstinteressierte Menschen die Tiroler Landesmuseen bei der Bewahrung ihrer Sammlungen. Dafür kommen die Mitglieder laufend in den Genuss von Spezialführungen, Exkursionen und unterhaltsamen Get-Together.
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