Design made in Tirol
Tiroler Produkte zwischen Handwerk, Kunst und Design im Volkskunstmuseum.Wie gestalten Tiroler Designprodukte der Gegenwart unseren Alltag der Menschen mit? Die Antwort findet sich in Objekten mit Namen wie „Kubihok“, „Schnakör“ oder „flow“ in der Ausstellung „Hand:Werk:Kunst“. Dabei besinnt sich das Tiroler Volkskunstmuseum auf seine Ursprünge und setzt den Gründungsgedanken des ehemaligen Gewerbemuseums in einen aktuellen kulturwissenschaftlichen Kontext. Gleichzeitig stellt die Schau die Weichen für den inhaltlichen Kurs der nächsten Jahre.
Design und Lebenswelt
1888 gründet der Tiroler Gewerbeverein in Innsbruck ein Museum. Gezeigt wurden zeitgenössische Objekte. „Mustergültig“ und „materialgerecht“ sollten sie sein, um dem heimischen Handwerk als Vorbild und Inspirationsquelle zu dienen. 136 Jahre später ist aus dem Gewerbemuseum das Volkskunstmuseum geworden. Erneut werden Produkte der Gegenwart präsentiert: Ab 28. Juni 2024 gibt es in der Ausstellung „Hand:Werk:Kunst“ kunstvolle Möbel wie eine Badewanne aus Holz, innovative Alltagshelfer wie einen Sportrollstuhl, aber auch hochwertige Kleidung und nachhaltige Accessoires zu sehen. Was sie eint, ist das Prädikat „Made in Tirol“. „Der Fokus liegt auf Produkten von Designer*innen, die in Tirol geboren wurden, hier wirkten und hier produzieren ließen“, erklärt Charisse Santos, Kuratorin und Mitarbeiterin im Tiroler Volkskunstmuseum, die Werkauswahl. „Viele der Objekte sind dabei im Grenzbereich von Design, Handwerk und Kunst angesiedelt,“ fügt Karl C. Berger, Leiter des Volkskunstmuseums hinzu. Dementsprechend werde „Design in Tirol“ in der Schau auch nicht allein im Hinblick auf Ästhetik und Funktionalität thematisiert, sondern als Teil von Kulturgeschichte und Alltag verstanden. „Wir versuchen, die Objekte mit Werte-systemen, der emotionalen Besetzung von Materialien oder der Gestaltung menschlicher Lebenswelten in Beziehung zu setzen,“ fasst er zusammen. Gerade die Beispiele zu Nachhaltigkeit und Inklusion gewähren dabei sogar einen Blick in eine Welt, wie sie sein könnte.
Design und Mensch
Generell sind die Produkte in der Ausstellung nach Materialien geordnet. Anders als sonst in der Volkskunst üblich, werden neben den Objekten auch die Menschen dahinter ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Einer der Designer*innen ist Georg Juen. Er hat die Schau gemeinsam mit Santos und Berger kuratiert, nachdem er sich als Initiator und Organisator der Design- und Erfindermesse in Innsbruck jahrelang für Design „Made in Tirol“ engagierte. Auf die Frage, warum ihm das Thema so sehr am Herzen liege, antwortet er: „Design ist Ideenlieferant, Initiator und Motor einer jeden Wirtschaft. Neuheiten fließen in kurzer Zeit in den Alltag ein, denn Design ist eine Symbiose aus Form, Funktion, Haptik, Farbe, heimischen Materialien, handwerklich hochwertig verarbeitet und gepaart mit Innovation.“ Vor diesem Hintergrund solle Design sowohl für Hersteller*innen und Nutzer*innen als auch die Natur einen Mehrwert bedeuten. Und auch mit Blick auf das Tirol von morgen misst Juen dem Design einen hohen Stellenwert bei: „Meine Erfahrungen aus internationalen Messen und Projekten in Köln, Mailand, Singapur und New York zeigen mir, dass sich eine Region durch Design profilieren muss, um in der vernetzten Welt bestehen zu können.“
Design und Museum
Angelehnt an diesen Gedanken strebt auch das Tiroler Volkskunstmuseum eine längerfristige Auseinandersetzung mit dem Thema „Design in Tirol“ an. Die Schau „Hand:Werk:Kunst“ bildet den Auftakt dazu. Kommende Projekte sollen etwa Fragestellungen in Bezug auf Material, Verarbeitung oder Verbreitung der Produkte vertiefen. „Wir wollen aber kein Designmuseum werden, sondern aufgrund unseres volkskundlich-kulturwissenschaftlichen Zugangs neue, erfrischende Sichtweisen anbieten“, betont Museumsleiter Berger. In der aktuellen Ausstellung „Hand:Werk:Kunst“ gelingt dies anhand einer Auswahl an etablierten Erfolgsprodukten und visionären Unikaten, welche die Bandbreite des Tiroler Designs der Gegenwart repräsentieren – ab 28. Juni 2024 im Tiroler Volkskunstmuseum.