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Tiroler Volkskunstmuseum / 10.9.2021 – 23.1.2022

Ab 10. September 2021 zeigen die Werke Florian Raditschs im Tiroler Volkskunstmuseum faszinierende Parallelen zwischen Tirol und Kalifornien auf. Unter dem Titel „Im Schein von Rauch und Flamme“ stellt der gebürtige Kalifornier der menschlichen Sehnsucht nach Ursprünglichkeit die Ausbeutung der Natur durch den Menschen gegenüber. Anhand von Zeichnungen, Raum- und Toninstallationen werden regionale Ideale und Traditionen beleuchtet, gebrochen und neue Vorstellungen darüber entfacht. Dem Publikum wiederum vergegenwärtigen die Werke welche Rolle Verfall und Erneuerung für natürliche wie kulturelle Prozesse spielen. Dabei lässt die Ausstellung schließlich erkennen, wie wir selbst zukünftige Sichtweisen auf Natur und Kultur befeuern.

   

Tradition reloaded

Was zeichnet die Tiroler Natur aus? Wie gestaltet sich typische Tiroler Tradition? Die Bilder, die uns bei diesen Fragen in den Sinn kommen, sind zwangsläufig von bestehenden Vorstellungen geprägt. Vor diesem Hintergrund gestaltet Florian Raditsch eine Ausstellung im Tiroler Volkskunstmuseum, die Tirol und Kalifornien, Natur und Kultur, Zerstörung und Erneuerung zusammenbringt. „Im Schein von Rauch und Flamme“ zeigt ab 10. September 2021 Zeichnungen, Pastellarbeiten, audiovisuelle Werke und Rauminstallationen, die einen neuen Blick auf Altbekanntes ermöglichen. Der Künstler setzt bei den Gemeinsamkeiten touristischer Einrichtungen des Alpenraumes und Kaliforniens in Bezug auf Architektur und Design der 1920er-Jahre an. In beiden Regionen findet er Bezüge zur ursprünglichen Landschaft, während eine rustikale oder „primitive“ Formsprache traditionelle Vorstellungen wiederspiegelt und aufbaut. Aus diesen Beobachtungen leitet Raditsch Farbtöne sowie die Wandgestaltung der Ausstellung ab. Seine Werke rücken die ebenfalls in dieser Zeit ins Volkskunstmuseum eingebauten historischen Stuben in ein neues Licht.

Holz und Feuer

Holz und Feuer ziehen sich als Leitmotive durch Raditschs Ausstellung. Beide Elemente verkörpern dabei Aufbau und Verfall: Holz steht auf der einen Seite für Langlebigkeit und kann als Bindeglied zwischen Kultur und Natur betrachtet werden. Diese Rolle kommt dem Rohstoff ebenso in den Alpen wie auch in den USA zu. Auf der anderen Seite symbolisiert Holz aber auch Verletzlichkeit, wenn man bedenkt, wie menschliche Eingriffe in die Natur den Wald gefährden.

Ähnlich zwiespältig wie beim Holz gestaltet sich auch das Verhältnis zwischen Mensch und Feuer. Feuer spendet Wärme, birgt aber auch Gefahr. Große Waldbrände stifteten in den vergangenen Jahren verheerende Schäden in Kalifornien, wohingegen in derselben Region traditionell kleine Feuer entfacht werden, um Natur und Landschaft zu erhalten.

Holz und Feuer, Zerstörung und Wiedergeburt: Um diese Gegensätzlichkeiten zusammenzubringen fertigte Florian Raditsch Masken aus teils verkohlter Baumrinde. Das Holz stammt aus den Waldbränden, die im September 2020 in der Heimat des Künstlers wüteten. Auch andere Werke in der Ausstellung entstanden aus verbranntem Holz. So benutzte der Künstler unzählige Kohlestifte, um damit in akribischer Arbeit Zeichnungen zu fertigen.

Lebendiger Totentanz

Raditschs Werke regen die Besucher*innen der Ausstellung dazu an, die traditionsbehafteten Räume des Volkskunstmuseums neu zu entdecken und den Begriff des Ursprünglichen zu überdenken. Eine digitale Performance präsentiert eine Holzkohlemaske im Tanz der Künstlerin Magali Moreau zu Kompositionen von Raditsch. Das Zusammenspiel aus Tanz und Trommeln deutet dabei sowohl auf die natürliche Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur als auch auf den Kreislauf von Vergänglichkeit und Erneuerung hin.

Im Stubenforum greift der Künstler in Zeichnungen und einer raumübergreifenden Toninstallation historische Berichte, Geschichten oder Lieder aus der Alpenregion und Kalifornien auf und spürt so der widersprüchlichen Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt nach. Die Installation verknüpft zudem die beiden Regionen und betont die Wandelbarkeit von Tradition. So erinnert das Stubenforum den Künstler an traditionelle Langhäuser einiger indigener nordamerikanischer Stämme, die als Versammlungsorte und Wohnhäuser dienten. Die Installation überspitzt diesen Zusammenhang und zeigt die offenbar unantastbaren, privaten Zeitkapseln als Raum der Begegnung.

Zerstörung und Erneuerung

Das Motiv des Wandels zwischen Zerfall und Widergeburt, das sich durch die Ausstellung zieht, findet sich nicht nur in biologischen, sondern ebenso in kulturellen oder politischen Abläufen wieder. Vor diesem Hintergrund nimmt die Ausstellung die Darstellung von Natur- und Kulturlandschaft als fließende Entwicklung wahr. Alte Sichtweisen werden in Frage gestellt und gezielt gebrochen, um neue Vorstellungen zu schaffen. Diese bestimmen wiederum mit, wie wir unser natürliches und kulturelles Erbe wahrnehmen und fortführen.

Die vergangenen zwei Jahrhunderte prägten die Darstellung Tirols als traditionsverbundenes Land. So hatte etwa die Heimatverbundenheit in den 1920er-Jahren auch Einfluss auf den Aufbau der Sammlung des Tiroler Volkskunstmuseums, die wiederum das frühere Bild von Tirol aufrechterhält. Daneben nähren insbesondere die ab dieser Zeit zu Gunsten des Tourismus ausgelegten Sichtweisen die bis heute vorherrschende Wahrnehmung von Landschaft und Kultur. Derart werbewirksame Bilder finden sich in Tirol ebenso wie in Kalifornien. Im Nebeneinander der beiden Regionen lädt „Im Schein von Rauch und Flamme“ die Besucher*innen dazu ein, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu werden: Immerhin sind es unsere Vorstellungen, die bestimmen, ob und wie Kultur- und Naturlandschaft in Zukunft bewahrt wird.

Florian Raditsch

Florian Raditsch wurde 1987 in Zentralkalifornien geboren. Er studierte Bildende Kunst in New Mexico sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In seinen Arbeiten setzt sich der Künstler mit kulturellen und gesellschaftspolitischen Themen auseinander. In Bezug auf Grenzgebiete beschäftigt er sich mit Fragen der Identität. Seine Installationen, Pastellarbeiten sowie die großformatigen Kohlestiftzeichnungen, die auf einer einzigartigen Technik beruhen, wurden bereits in den USA, Österreich und Deutschland ausgestellt. Raditsch lebt und arbeitet in Wien.

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