… ist Michael Thalinger, Bakk.Biol, der die Sammlung leitet, koordiniert und als Ansprechpartner nach außen zur Verfügung steht. Wenn er Belege aus dem Archiv überprüft oder neu bestimmt, kommt ihm seine umfangreiche Artenkenntnis bei Farn- und Blütenpflanzen zugute. Zwei Drittel der Sammlung zählen zu dieser Gruppe. Bei nationalen Arbeitstreffen unterstützt er damit Kolleginnen und Kollegen der Universitäten Wien und Innsbruck, die Rote Liste der gefährdeten Arten in Österreich zu aktualisieren. „Da es praktisch unmöglich ist, eine vollständige Datenlage zu erheben, sind vereinte Erfahrung und Expertise nötig, um der Realität möglichst nahe zu kommen,“ so Thalinger, der sich neben bedrohten Arten auch für neu zugewanderte interessiert: „Bei manchen Arten denkt man, dass sie in Tirol schon immer heimisch waren, das stimmt aber häufig nicht. Die gelb blühende Wasser-Schwertlilie stammt zum Beispiel aus tiefer gelegenen Gegenden im Alpenvorland und kam Anfang des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich als Zierpflanze ins Zillertal. Inzwischen ist sie bei uns weit verbreitet.“ Mit seiner Expertise steht Michael gerne auch den Kolleg*innen anderer Fachrichtungen zur Seite. Nicht selten werden so auch diverse Ausstellungen mit naturwissenschaftlichen Elementen ergänzt.
Blühende Erkenntnisse seit fast 200 Jahren
Die mehr als 300.000 Objekte der botanisch-mykologischen Sammlung sind weltweit gefragt.
Anfang des 17. Jahrhunderts begann der Tiroler Arzt Hippolyt Guarinoni mit einer Pflanzensammlung in Buchform, nicht zuletzt getrieben vom Interesse an ihrer medizinischen Verwendbarkeit. Dass sein Herbarium heute wieder in den Fokus wissenschaftlichen Interesses rückt und Teil einer vielfältigen Sammlung wurde, ist nicht zuletzt den Expertinnen und Experten der botanischen Sammlung zu verdanken. Durch die Jahrhunderte zurückreichende Arbeit unzähliger Botanikerinnen und Botaniker ist die Sammlung seit 1823 Dokumentationsdrehscheibe für die Flora Tirols und seiner Umgebung. Darüber hinaus werden wichtige Vergleichssammlungen gepflegt. Viele der inzwischen mehr als 300.000 Objekte – vor allem Blüten- und Farnpflanzen, Pilze, Flechten und Moose – sind wissenschaftlich weltweit gefragt.
Wenn Michael Thalinger, der für die Sammlung verantwortlich ist, am Wildseeloder in den Kitzbüheler Alpen den Wanderpfad entlangspaziert, kommt er nur wenige Meter. Er bleibt stehen, kniet nieder und greift neben einem Stein nach den Blättern einer kleinen Pflanze mit blassgelben Blüten. „Schau, ein Tiroler Kapuzen-Löwenzahn“, freut er sich und erklärt, dass die seltene Alpenpflanze in dieser Gegend erst ein einziges Mal nachgewiesen wurde.
Vielen Entdeckungen, die er und seine vier Kolleginnen und Kollegen voller Leidenschaft – oft in der Freizeit – machen, finden Eingang in die Sammlung. Der Dokumentationsauftrag wird, heute wie früher, vom Zusammenwirken einer Vielzahl an Berufs- und Hobbybotanikerinnen und -botanikern getragen. Die Zusammenarbeit ist hier ebenso wichtig wie die Aufnahme von Vor- und Nachlässen in die Sammlung, die inzwischen mehr als 300.000 Objekte umfasst. Im Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall werden sie laufend digital erfasst und ihre Funddaten damit verfügbar gemacht. Zugleich wird im Auftrag des Landes Tirol die Gesamtdatenbank der Farn- und Blütenpflanzen Tirols betreut. 1,4 Millionen Funde sind hier mittlerweile dokumentiert, laufend kommen neue hinzu. Die botanisch-mykologische Sammlung ist gemeinsam mit der Universität die Anlaufstelle für Fragen zur Flora Tirols.

Die 5 Köpfe des Teams
- Der Farn- und Blütenpflanzenspezialist
- Der Ordnungshüter
… und Sammlungswart ist Mario Baldauf. Er kümmert sich um die digitale Erfassung der Belege und verwaltet das Archiv. Mario sorgt dafür, dass alle Objekte richtig sortiert werden und korrekt beschriftet sind. Seit dem Umzug arbeitet er akribisch daran, alle Beschriftungen zu aktualisieren und sicherzustellen, dass die Sammlungsobjekte die richtigen Namen tragen. Neuzugänge und Rückkünfte integriert er fachgerecht in die Sammlung. Um sicherzustellen, dass keine Schädlinge eingeschleppt werden, friert er sämtliche Belege oder unterzieht sie einem Sauerstoffentzug. Ordnung ist in der umfangreichen Datenbank ebenso wichtig wie in der Sammlung selbst. Zusammen mit Michael kümmert er sich um die Pflege der Daten. Für die digitale Erfassung der Sammlungsbestände hat Mario sogar ein eigenes Onlinetool programmiert, das eine einfache Suche von Fundorten ermöglicht und auf einen Blick alle geografischen Informationen zeigt, die für die Dokumentation relevant sind.
- Der Moosexperte
… ist Christian Anich. Er kümmert sich seit 2013 um die Restaurierung und wissenschaftliche Erschließung der lange vernachlässigten Kryptogamensammlung. Eine Gruppe daraus, die Moose, haben es ihm ganz besonders angetan. Der Austausch mit Fachkollegen an Universitäten und Museen ist ihm dabei wichtig und liefert wertvolle Anregungen. Einige Anfragen sind inzwischen ein-, einige Leihgaben ausgegangen und der engagierte Moosexperte arbeitet penibel daran, die Sammlung weiter zu erschließen. Wenn Christian nicht gerade Moose nachbestimmt oder Belegdaten digital erfasst, macht er Betriebsratsarbeiten oder entwickelt auch mal für Ausstellungen elektronische Elemente und Führungsinhalte.
- Die Pflanzendetektivin
… ist Ines Aster. Sie restauriert zurzeit vor allem Objekte der historischen Moossammlung, die 1985 ins Hochwasser geraten sind. Dadurch wird wichtiges Referenzmaterial wieder für die wissenschaftliche Bearbeitung zugänglich. Einerseits sind das Belege von Wuchsorten, an denen die Arten heute nicht mehr zu finden sind, andererseits befinden sich auch sogenannte Typusbelege darunter. Typusbelege dienen als internationale Referenz für die korrekte Zuordnung wissenschaftlicher Namen. Sie sind daher für eine Sammlung besonders wertvoll. Bei der digitalen Erfassung der Belegdaten wird Ines zur Detektivin. Sie recherchiert Informationen zu den Sammlerinnen und Sammlern, sowie zu den Fundorten und ist besonders geschickt darin, die Informationen einzelner Objekte zu rekonstruieren.an.
- Die Pilzkonservatorin
… ist Regina Kuhnert-Finkernagel, die ehrenamtlich das Team unterstützt. Bis zur ihrer Pensionierung betreute sie mit großem persönlichen Einsatz die mykologische Sammlung der Universität Innsbruck. Die wertvolle Sammlung mit mehr als 600 Typusbelegen wurde mittlerweile in die Bestände des Ferdinandeums aufgenommen und hat im SFZ ihr neues Zuhause gefunden. Regina ist „ihrer“ Sammlung treu geblieben. Sie tauscht sich mit internationalen Kolleginnen und Kollegen aus und erweitert die Sammlung. Belege werden regelmäßig an Forscher in der ganzen Welt verliehen – von Frankreich über Nordamerika bis nach Australien. Die enge Zusammenarbeit mit den Fachkolleginnen und -kollegen an der Universität Innsbruck unterstreicht die wissenschaftliche Bedeutung der Sammlung. Alle getrockneten Pilzbelege, die dort für Publikationen gesammelt werden, nimmt Regina in die Sammlung auf. Hervorzuheben ist, dass die Typusbelege bereits genetisch untersucht sind und ihre Sequenzen in internationalen Referenzdatenbanken abrufbar sind.
- Wanted: Hobbybotaniker*innen
Um die Entwicklung der Tiroler Artenwelt zu dokumentieren, sind interessante Funde und Beobachtungen von Hobbybotanikerinnen und Hobbybotanikern herzlich willkommen. (Fotos oder Belege erwünscht!) Michael Thalinger und sein Team freuen sich über Infos und Gespräche mit Interessierten unter m.thalinger@tiroler-landesmuseen.at oder c.anich@tiroler-landesmuseen.at.
Das Sammlungsteam hält nicht nur bei der Arbeit zusammen und sucht Kooperationen über die Fachgrenzen hinaus, häufig wird auch gemeinsam gekocht und gegessen. Kulinarisch bleibt man dem Fach dabei gerne treu, reichhaltige Salate stehen besonders häufig auf dem Speiseplan.