Logo Tiroler Landesmuseen
MenüSchliessen
  • Merkliste
  • Icon Language
  • Icon Search

So fern – so nah. Eine Kulturgeschichte der Telekommunikation

21.2. – 4.10.2020
ERÖFFNUNG: 20.2.2020, 18.30 UHR
MUSEUM IM ZEUGHAUS

Innsbruck, am 20. Februar 2020 – Jede Österreicherin und jeder Österreicher nutzt heute statistisch gesehen mindestens ein Handy. Wir chatten auf WhatsApp und schicken über Facebook unsere Fotos um die Welt. Was dabei oft vergessen wird: Auch vor dem Smartphone gab es bereits große Innovationen, die die Kommunikation vom Altertum bis ins 21. Jahrhundert prägten. In der Sonderausstellung „So fern – so nah. Eine Kulturgeschichte der Telekommunikation“ reaktiviert das Museum im Zeughaus bahnbrechende Technik unterschiedlicher Epochen.

Der Viertelanschluss beim Haustelefon, die postalischen Brieffreundschaften nach Amerika, das Faxgerät – all das ist noch nicht lange her und wirkt dennoch bereits antik. „Dass ein Großteil unserer heutigen Gesellschaft all diese Techniken noch genutzt hat und heute mit dem Smartphone Text, Ton und Bild durch die Welt schickt, zeigt, wie rasant sich die Telekommunikation entwickelt“, so Direktor Mag. Dr. Peter Assmann. Vor allem in den letzten Jahren ging die Entwicklung zügig voran. Die immer schneller werdende Kommunikation beschleunigt die täglichen Abläufe und beeinflusst viele Lebensbereiche enorm. Die Konsequenzen zeigen sich im eigenen Alltag und auch auf gesellschaftlicher Ebene. Ein eigener Ausstellungsbereich in der Sonderausstellung „So fern – so nah. Eine Kulturgeschichte der Telekommunikation“ wird sich neuen Herausforderungen, die dadurch entstehen, widmen. Von Jugendlichen aus Innsbruck, Wien und Taiwan werden die dargestellten Instagram-Kanäle befüllt, die die weltweite Vernetzung der neuen Kommunikation zeigen und hinsichtlich Medienkompetenz beleuchten.

Alte Technik neu erlebt

Ein besonderer Fokus liegt in der Sonderausstellung auf jenen Entwicklungen, die heute nicht mehr genutzt werden, aber einen spannenden technischen Charakter aufweisen. Zwei optische Telegrafen im Hof des Zeughauses verschlüsseln die Nachrichten der Besucherinnen und Besucher mit Geheimcodes. Ein Morsegerät kann bedient werden und stellt die Aufgabe, einen S.O.S.-Notruf auszusenden. Eine Rohrpost schickt einen zuvor verfassten Brief zum Frankieren durch die gesamte Ausstellung. „Die Besucherinnen und Besucher sollen alles ausprobieren können. Das ist in Museen nicht immer üblich, macht die Faszination an der damaligen Technik aber viel besser spürbar“, so Dr. Claudia Sporer-Heis, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin des Zeughauses. „Wir möchten zeigen, wie innovativ die damalige Technik war, auch wenn sie heute neben dem Smartphone bereits antik erscheint.“

Eine kurze Geschichte der Telekommunikation

Während eine WhatsApp-Nachricht heute in Sekundenschnelle Text, Bild, Ton und Video verschickt, brauchte das früher seine Zeit: Im Mittelalter waren die Boten oft tage- oder wochenlang unterwegs, um eine Meldung von Innsbruck nach Wien zu übermitteln. Eine ähnliche Distanz überwand der Preußische optische Telegraf rund 300 Jahre später bereits in dreizehn Stunden. Optische Signale wurden von Posten zu Posten übermittelt. Im 19. Jahrhundert kam eine wichtige Komponente dazu: der Strom. Damit wurde die Nachrichtenübermittlung wetterunabhängig. Und noch viel schneller. Samuel Morse erzielte 1840 mit Schreibtelegrafen, die durch elektrische Leitungen verbunden waren, den Durchbruch. Knapp vierzig Jahre später ermöglichte das Telefon erstmals, direkt und unmittelbar miteinander zu kommunizieren. Alexander Bell meldete 1861 hierfür das Patent an. Gegen Ende dieses bahnbrechenden Jahrhunderts für die Geschichte der Telekommunikation wurde erkannt, dass Nachrichten auch mithilfe von Funkwellen übertragen werden können. Bis heute werden Funkgeräte bei Katastropheneinsätzen verwendet. Danach folgte in den 1930er-Jahren der Fernschreiber, in den 1980er-Jahren das Telefax und seit 2005/06 das E-Mail.

Postkarte / Altertum: Schriftliche Nachrichten, die von Boten überbracht wurden, sind bereits in Altertum und Mittelalter nachweisbar. Kaiser Maximilian I. ließ in Innsbruck gegen Ende des 15. Jahrhunderts von der Familie Taxis sogenannte „Postkursen“, also Postverbindungen, einrichten, durch die auch private Briefe transportiert werden konnten. Damit galt er als Begründer der neuzeitlichen Post – bis weit ins 20. Jahrhundert die einfachste und kostengünstigste Form der Telekommunikation.

Optischer Telegraf / 18. Jahrhundert, Zeit der Französischen Revolution: Wie frühere Signalfeuer wurde der optische Telegraf systematisch an vorgegebenen Stellen montiert, etwa an Kirchtürmen oder an hohen Häusern. Mithilfe zweier schwenkbarer Querbalken konnten verschlüsselte Botschaften über weite Strecken hinweg an verschiedene Stationen gesendet werden. Dieses System, das in Österreich nicht eingeführt wurde, war vor allem in Frankreich, England und Preußen erfolgreich. In erster Linie wurde es für staatliche und militärische Zwecke genutzt, allerdings nur, wenn die Sicht gut war. Doch auch hier gibt es einen Tirol-Bezug. Der Befehl, Andreas Hofer so schnell wie möglich vor Gericht zu stellen, wurde mit so einem Telegrafen von Paris nach Mantua gesendet.

Schreibtelegrafen / 19. Jahrhundert: Vom Wetter unabhängiger waren die elektromagnetischen, durch elektrische Leitungen verbundenen Telegrafen, deren technische Entwicklung von mehreren Erfindern vorangetrieben wurde. Samuel Morse erzielte 1840 mit dem Schreibtelegrafen in den USA den Durchbruch. Mithilfe seiner Codeschrift, die aus Strichen und Punkten bestand, konnten Nachrichten über große Entfernungen versendet werden. Diese Form der Telegrafie, die besonders für den Eisenbahnverkehr eine wichtige Rolle spielte, wurde Mitte der 1840er-Jahre in Österreich eingeführt und zunächst als Staatsmonopol installiert. Erst einige Jahre später war das Verschicken von Telegrammen für alle möglich, die sich den teuren Luxus leisten konnten. Hand in Hand mit der Verbreitung der Telegrafie ging die Verlegung von Kabeln und Drähten über die ganze Welt.

Telefon / 19. Jahrhundert: Als Leopold Pfaundler 1877 in Innsbruck den ersten „Sprechtelegrafen“ vorführte, waren weltweite Versuche, Sprache zu übermitteln, zwar schon einige Jahre im Gang, das Patent für Alexander Bell in den USA allerdings erst ein Jahr alt. Das Telefonieren hatte den Vorteil, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt miteinander kommunizieren konnten, ohne eine Person, die – wie beim Telegrafieren – die Codes in Schrift umwandelt. Die Gespräche wurden anfangs manuell über einen Klappenschrank weitervermittelt. Diese Arbeiten übernahmen in erster Linie Frauen, die sogenannten „Fräuleins vom Amt“. Die Telefonie wurde in den 1880er-Jahren der Telegrafie rechtlich gleichgestellt und ebenfalls verstaatlicht. 1893 wurde die erste Telefonzentrale mit 30 Anschlüssen in Innsbruck in Betrieb genommen, weitere größere Orte folgten diesem Beispiel. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an diesem kostspieligen Vergnügen standen verschiedenartige Wand- oder Tischapparate zur Verfügung. Mit der Zeit wurden auch Ferngespräche möglich. Mit der Installation eines vollautomatisierten Wählbetriebs, bei dem keine manuelle Vermittlung mehr nötig war, konnte erst nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen werden. Mitte der 1950er-Jahre wurde sie abgeschlossen.

Funk / 20. Jahrhundert: Dass mit Hilfe von Funkwellen Nachrichten übertragen werden können, wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts erkannt und im Bereich der Telegrafie genutzt. 1927 wurden auf der internationalen Weltfunkkonferenz in Washington u. a. Regelungen hinsichtlich der Verwendung von Wellenfrequenzen getroffen. Dabei wurden bestimmte Frequenzbereiche auch den seit 1925 organisierten Funkamateurinnen und Funkamateuren überlassen, die bis heute weltweit, ohne kommerziellen oder politischen Nutzen, nach Ablegung einer Prüfung experimentellen Funk mit bewilligten Funkstationen betreiben. Es werden sowohl Sprache als auch Daten und Bilder in unterschiedlichen Verfahren übertragen. In Not- und Katastrophenfällen sind Funkamateurinnen und Funkamateure in der Lage, Hilfsorganisationen wesentlich zu unterstützen.

Fernschreiber, Telefax und E-Mail / 20. Jahrhundert: In den 1930er-Jahren lösten Fernschreiber, über die Nachrichten mithilfe einer Schreibmaschinentastatur übermittelt werden konnten, die Telegrafenapparate nach und nach ab. Während der Telefax, der in den 1980er-Jahren seinen Siegeszug antrat, auch heute noch verwendet wird, werden seit 2005/06 keine Telegramme mehr übermittelt. Das E-Mail hat die Funktion der Telegrafie übernommen.

Soziale Netzwerke / 20. und 21. Jahrhundert: In den 1990er-Jahren etablierten sich im Internet die ersten sozialen Netzwerke mit den heute genutzten Funktionen. Rasch setzten sich diese vor allem bei den Jüngeren durch und vernetzten diese weltweit, günstig und unkompliziert. Es folgten zahlreiche Weiterentwicklungen und Variationen bis hin zur Gründung von Facebook 2004, YouTube 2005, Twitter 2006, Instagram 2010 und weiteren. Weltweit nutzen inzwischen rund 2,7 Milliarden Menschen Facebook, Instagram, WhatsApp oder den Facebook Messenger, rund zwei Milliarden davon täglich.

– ENDE –

 

KOOPERATION

Die Sonderausstellung findet in Kooperation mit den Tiroler Funkamateur*innen, dem Verein ipsum, der 2a der Bundes-Bildungsanstalt für Elementarpädagogik Innsbruck, der FMS 23 Antonkriegergasse Wien, der Sheng Kung katholische Mädchenschule Tainan in Taiwan und Thalmayr GmbH – pneumatic tube systems statt.

BEGLEITPUBLIKATION

Zur Ausstellung erscheint das Studioheft 37 „So fern – so nah. Eine Kulturgeschichte der Telekommunikation“ mit Beiträgen von Sonia Buchroithner, Clara Maier, Manfred Mauler, Maria Moser, Meinhard Neuner, Claudia Sporer-Heis und Michael Zechmann

ISBN 978-3-900083-85-4

Pressekit zum Downloaden:

Häuserübersicht

Einwilligung

Durch das „Akzeptieren“ willige ich ausdrücklich in die Drittlandübermittlung meiner technischen Informationen (insb. IP-Adresse) ein, damit der Inhalt dargestellt werden kann. Ich nehme zur Kenntnis, dass in den USA kein ausreichendes Datenschutzniveau vorliegt und das Risiko besteht, dass unter anderem US-Behörden auf meine Daten zugreifen könnten und dagegen kein ausreichender Rechtschutz besteht. Nähere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf meiner Einwilligung finde ich in der Datenschutzerklärung.