Kleine Steinabschläge, unterschiedlich in Form, Farbe und Größe, sortiert und aufgereiht: Nur der erfahrene Blick kann sie als Artefakt deuten – als Werk von Menschen. Denn sie sehen unbearbeiteten Steinen sehr ähnlich.
Der Kampf ums Überleben macht den Menschen in der Steinzeit erfinderisch: Aus Feuerstein formt er Werkzeuge zum Schneiden, Schaben und Kratzen – später formt er auch Pfeile. Die Klingen dienen zum Erlegen oder Zerteilen von Wild, zum Ablösen des Tierfells oder zur Holz- und Knochenbearbeitung. In gewisser Weise sind diese Geräte Vorläufer des modernen Messers. Sieht man genau hin, so bemerkt man die feinen Bearbeitungsspuren, die Schärfe der Kanten – manche sind so scharf wie ein Skalpell.
Silex, auch Feuerstein genannt, kommt im Rofangebirge im Unterinntal und in den Lessinischen Alpen bei Verona vor. Er kann weiß, braun, grau oder rot sein. Das Quarzgestein hat gute Eigenschaften für die Bearbeitung: Ähnlich wie Glas bricht es scharfkantig. Es braucht einen gezielten Schlag auf die Silexknolle und etwas Geschick, um die Form zu bearbeiten. Nomadisierende Jäger beherrschen diese Technik. Sie ernähren sich von Fischfang, Jagd, Beeren und Früchten. Im Sommer folgen sie den Tieren in die hochalpinen Lagen. An ihren Rastplätzen finden Archäologen heute noch Spuren von ihnen. So wie diese Feuersteinwerkzeuge, die über 8.000 Jahre alte sind. Sie stammen von der Seiser Alm bei Kastelruth in den Südtiroler Dolomiten.
Und wie ging es mit der Entwicklung des Messers weiter? Im Laufe der Zeit gibt es Klingen aus Bronze, später aus Eisen und Stahl. Mit Griffen aus Horn, Bein, Holz oder Metall liegen sie besser in der Hand. Ursprünglich nur Waffe und Werkzeug, wird das Messer nun auch Ritual-, Status- und Schmuckgegenstand. Bis es als Tischmesser Eingang in den Lebensalltag findet, vergehen aber noch viele Jahrtausende.
Datierung: 8./7. Jt. v. Chr.
Fundort: Seiser Alm, Kastelruth (Südtirol)
Material: Silex