Acht geben sollte man im Straßenverkehr schon immer. Dass der sächsische König Friedrich August II. im Jahr 1854 mit einer nicht geländegängigen Kutsche nach Tirol reiste, wurde ihm zum Verhängnis. In der kleinen Gemeinde Brennbichl im Tiroler Oberland geriet der Wagen in einer engen Kurve ins Schwanken und der König in Panik. Er stand auf, verlor das Gleichgewicht und stürzte nach vorne. Die Pferde schlugen aus und verletzten ihn tödlich am Kopf. An der Unglücksstelle ließ die Witwe eine Kapelle errichten.
Bitte alle einsteigen!
Reisen Sie mit uns zu acht Objekten im Zeughaus und im Volkskunstmuseum – zum Thema „Mobilität“
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Die erste Dampflokomotive fuhr 1858 durch Tirol. Der damalige Bau der Eisenbahngleise war bahnbrechend: Er verbesserte nicht nur die Mobilität in der Bergregion, sondern brachte auch zahlreiche Menschen von überall her – und überall hin.
Die Geschichte der Mobilität in Tirol beginnt aber lange vor der Eisenbahn. Zuerst legte man weite Wege zu Fuß zurück, auch durch enge Schluchten und über steile Pässe. Dann stieg man auf Esel und Pferd um und ließ sich und sein Gepäck kutschieren, bis sich die Eisenbahn und später das Auto durchsetzten. Wie genau sich die Mobilität in Tirol, Südtirol und Trentino entwickelte, dem widmet sich das Euregio-Museumsjahr 2021. Mit dabei sind das Museum im Zeughaus mit einer Ausstellung über die Geschichte der Fortbewegung und das Tiroler Volkskunstmuseum, das die italienische Zuwanderung aus dem Trentino im 19. und frühen 20. Jahrhundert zeigt.
Begleiten Sie uns jetzt auf eine Reise zu acht Objekten in den beiden Museen
- Gefährliche Kutschfahrt © TLM
- Der kunterbunte Reisekoffer © TLM
Die bunten Kofferaufkleber waren zu Beginn der Eisenbahnreisen, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, eigentlich reine Namensetiketten für Hotelgäste. Mit der Zeit wurden sie immer aufwändiger gestaltetet – und zu Werbeträgern für Hotels, Ortschaften und touristische Ziele. Reisende schätzten die Aufkleber als Erinnerungen und Souvenirs. Ein vollbeklebter Koffer wurde zum Statussymbol, das die Reiselust ausdrückte. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verloren die Kofferaufkleber langsam wieder an Bedeutung.
- Schiff ahoi! © TLM
Um schwere Güter, aber auch Menschen zu befördern, stieg man früher gerne auch auf Schiffe und Flöße um. Flüsse wie der Inn oder die Etsch wurden dadurch zu belebten Wasserwegen. Ab Telfs wurde der Inn befahren, in Terlan in Südtirol legten die Schiffe und Flöße an der Etsch ab. Als sogenannte „Hauptländen“, wie die Anlegestellen genannt wurden, kristallisierten sich sowohl Hall als auch Branzoll heraus. Die Transporte erfolgten auch flussaufwärts, wobei die Schiffe und Flöße von Pferden gezogen werden mussten. Auf der Rückfahrt flussabwärts wurden die Tiere, die gerne freiwillig über den Verbindungssteg auf das Schiff stiegen, mitgenommen.
- Bergrennen ohne Boxenstopp © TLM
Beim Autorennen am Zirler Berg trug man 1914 noch spezielle Mützen und Schutzbrillen – gegen den starken Fahrtwind und aufgeworfene Steine auf der noch nicht asphaltierten Straße. In der Motorsportszene galt das Rennen als Klassiker: Es war zwar nur fünf Kilometer lang, aber aufgrund der Steilheit und der Haarnadelkurven eine schwere Prüfung für die Rennfahrer. Damit lockte es etliche Zuseherinnen und Zuseher an den Streckenrand. Die Fahrer waren während der Rennen auf sich alleine gestellt, im Falle eines Defektes durfte nämlich keine Hilfe von außen angenommen werden.
- Italienische Vereine in Nordtirol © TLM
Das Vereinsgesetz von 1867 erlaubte erstmals die Gründung von italienischen Vereinen in Nordtirol und damit die Selbstorganisation verschiedener italienischsprachiger Bevölkerungsgruppen. Die 1878 gegründete italienische studentische Verbindung „Circolo accademico italiano“ war eine Nachfolgeorganisation der 1870 gegründeten, 1876 wieder aufgelösten „Società degli studenti e candidati trentini“ in Innsbruck. Der Circolo zeichnete um 1900 auch für die Gründung dreier ausgewiesener Freizeitvereine verantwortlich und wollte damit die musischen und körperlichen Fähigkeiten seiner Mitglieder (be-)fördern.
- Von den Seidenraupen ins Baugewerbe © TLM
Die Seidenindustrie war ein wichtiger Wirtschaftszweig im Trentino. 1855 setzte die Raupenkrankheit der Branche stark zu. Durch das Abtreten Venetiens und der Lombardei verlor das Trentino zudem einen wichtigen wirtschaftlichen Zusammenhang. Viele Menschen suchten sich andernorts eine Beschäftigung – unter anderem in Nordtirol. Arbeit fanden sie insbesondere beim Eisenbahnbau, im Baugewerbe oder in der Textilindustrie.
- Gekommen, um zu bleiben © TLM
Viele Zugewanderte ließen sich im 19. Jahrhundert dauerhaft in Nordtirol nieder. Deutschnationale wollten deshalb vor einer „Verwälschung“ Tirols warnen. Soziale und politische Konflikte wurden zu einem Sprachenproblem umgedeutet.
- Italienische Hilfe beim Bau der Eisenbahn © TLM
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es aufgrund politischer und wirtschaftlicher Veränderungen zu einer verstärkten Arbeitsmigration von Trentinerinnen und Trentinern nach Nordtirol. Sei es beim Ausbau des Schienennetzes oder im Zuge der Stadterweiterung Innsbrucks – Arbeit gab es vor allem am Bau.
Ab 13.5. sind die Sonderausstellungen GEHEN – FAHREN – REISEN im Zeughaus und AL LAVORO! im Volkskunstmuseum zu sehen.