27.7.2023
5 min
Elisabeth Probst, MA

Die wahre Welt der Restaurierung

Das besondere Ausstellungsprojekt „Im Detail“ macht im Ferdinandeum einen sonst unsichtbaren Teil der Museumsarbeit sichtbar.

„Restaurierung.“ Wenn Ihnen eben auch eine Person im weißen Mantel, malend an einem alten Gemälde in den Sinn gekommen ist, wird es Zeit, ins Museum zu gehen. Mit der Sonderausstellung „Im Detail“ rückt das Ferdinandeum die sonst verborgene Welt der Restaurierung ins Licht der Öffentlichkeit, zeigt wie Restaurator*innen tatsächlich arbeiten und warum der Beruf Facetten umfasst, die man kaum erwarten würde.

Beschützen und erhalten

Entgegen der Vorstellung, Restaurator*innen würden Objekte wieder schön und neu aussehen lassen, besteht ihre Aufgabe oft vor allem darin, sie zu erhalten. Je nach Fachbereich steht die sogenannte Konservierung deutlich im Vordergrund. Dem modernen Ansatz nach setzt man in erster Linie darauf, Schäden an Kunstwerken und Co. schon von vornherein zu vermeiden, und spricht von „präventiver Konservierung“.

Klima, Licht und Ungeziefer

Seien es ausgeblichene Stellen auf Papier, oxidiertes Metall bei einem Schmuckstück, von Motten zerfressenes Gewebe bei einem Kleidungsstück oder ein von Überschwemmungsschlamm in Mitleidenschaft gezogenes Tierpräparat: Klima, Licht und Schädlinge, aber auch menschliches Fehlverhalten und katastrophale Umstände können zum Feind für Museumsobjekte werden und fatale Schäden hinterlassen. Die Ausstellung stellt sowohl verschiedene Arten von Schäden als auch gängige Präventionsmaßnahmen vor. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Sammlung der Tiroler Landesmuseen zeigt sie allerdings auch, dass nicht jedes Objekt verschont bleibt.


Facettenreich

Die Gefahren, vor denen es die Museumsobjekte zu schützen gilt, sind ebenso vielseitig wie die Art und Beschaffenheit der Objekte, mit denen Restaurator*innen täglich zu tun haben. Immerhin läuft ein edles Kleidungsstück eher Gefahr, von Motten zerfressen zu werden, als eine jahrhundertealte Zeichnung auf Pergament, der eher Licht und Schimmel zusetzen. Restaurierung ist also nicht gleich Restaurierung. Der Beruf der Restaurator*in schlüsselt sich in individuelle Fachrichtungen auf. Der Arbeitsalltag einer Textilrestauratorin unterscheidet sich beispielsweise deutlich zu jenem eines Buch- und Papierrestaurators. Aber auch Expert*innen für Gemälde, Volkskunst und Objekte gehören zum Team der Tiroler Landesmuseen. In der Schau stellen sie ihre Fachbereiche vor und geben einen Einblick in ihre Ateliers, relevante Themen und Fragestellungen, die dort bearbeitet werden.

Restaurierung live

Wie Restaurierung in der Praxis aussieht, können Sie in der Ausstellung auch erleben, wenn Sie angehenden Restaurator*innen vor Ort bei der Arbeit über die Schulter schauen. In Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien ergänzen zwei Restaurierungsateliers das Ausstellungsgeschehen im Ferdinandeum. Studentinnen aus der Gemälde- und der Textilrestaurierung arbeiten hier an eigenen Projekten und eröffnen einen unmittelbaren Einblick in die wahre Welt der Restaurierung und Konservierung, wie ihn eine Schau anders kaum vermitteln könnte. Je nach Fachbereich macht die Arbeit im Atelier einen großen Teil des Restaurator*innenberufs aus – doch es kommen auch andere Einsatzbereiche hinzu.

Mit Sicherheit

Die Sammlung der Tiroler Landesmuseen umfasst mehrere Millionen Objekte, vom winzigen Schmetterlingsmodell über jahrhundertealte Grafiken auf Papier, glitzernde Mineralien und aufwendige Trachten bis hin zum historischen Kaugummiautomaten und antiken Tonkrug. Ein Großteil davon wird im Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall aufbewahrt – unter bestmöglichen Bedingungen, versteht sich. Ein besonders hohes Risiko, beschädigt zu werden, ergibt sich für die Gegenstände dementgegen, wenn sie das Museumsdepot verlassen, etwa um Teil einer Ausstellung zu werden. An Transport, Verpackung, Verleih von Sammlungsgut an andere Museen sowie dessen Präsentation bei einer Ausstellung sind Restaurator*innen somit ebenso beteiligt.

Im Detail

Wie vielfältig die Welt der Konservierung und Restaurierung tatsächlich ist, zeigt sich am besten an den vielen Fallbeispielen, die es in der Ausstellung zu bestaunen gibt. Das Repertoire reicht von einer zerknüllten Stoffhaube über den umfassend untersuchten Altar von Schloss Tirol bis hin zu einer zeitgenössischen Skulptur aus Kunststoff, die in ihre Einzelteile zu zerfallen droht. Zu den Objekten werden besondere Restaurierungsprojekte, Forschungsfragen und Spezialthemen vorgestellt. Im Nebeneinander geben sie einen Eindruck von der tatsächlichen Vielfalt der Restaurierungsarbeit. Erkunden Sie diesen sonst meist unsichtbaren Teil der Museumsarbeit „Im Detail“ – damit die vielen imaginären Restaurator*innen in den Köpfen in Zukunft nicht mehr nur Gemälde bemalen.

Autorin

Elisabeth Probst, MA

 
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