Kost und Logis gegen einen echten Dürer
Verpflegung und Unterkunft gegen eine Dürer-Grafik aus erster Hand? Klingt nach einem fairen Deal. Das dachten sich die Menschen bereits zu Lebzeiten des Künstlers.
Druckgrafik als Wegzehrung
1520 ist Albrecht Dürer in den Niederlanden unterwegs, um die Zeit bis zum Krönungszeremoniell des neuen Kaisers Karl V. in Aachen zu überbrücken. Es gilt Kontakte in der Gefolgschaft des künftigen Throninhabers zu knüpfen und schließlich auch ihn selbst als Geldgeber zu gewinnen. Zu Dürers Reisegepäck zählen zahlreiche Abzüge seines druckgrafischen Gesamtwerks, die ihm nicht zuletzt als lukrative Tauschware zum Auffüllen der Reisekasse dienen. Die anfallenden Einnahmen und Ausgaben, alle Begegnungen sowie die Route seiner einjährigen Reise hält der Maler akribisch in seinem Reisetagebuch fest. Ein halbes Jahr-tausend später laden die umfassenden Aufzeichnungen dazu ein, die Vergangenheit des schon damals berühmten Künstlers zu erkunden. Vor diesem Hintergrund führt die zweite Sammlungspräsentation der Grafik zurück in das Zeitalter liquider Kunst und bringt uns Dürer als umgänglichen, großzügigen und wissbegierigen Zeitgenossen näher.
Romantische Grafiken in Tirol
Knapp dreihundert Jahre später setzt die Sammlungs-präsentation ihre grafische Reise in heimischen Gefilden fort und begleiten Tiroler Künstlerinnen und Künstler durch die Epoche der Romantik. Nachdem die Verfechterinnen und Verfechter der Aufklärung jahrzehntelang Vernunft, Indi-vidualismus und Verstand predigten, sehnt man sich nun nach der Wiedergeburt des Göttlichen. Dabei wenden sich die Kunstschaffenden jener Zeit vor allem der Natur und den Menschen zu, widmen sich existentiellen Daseinsbedingungen und dem Tod. So auch Philipp Otto Runge. Eine bislang gänzlich unbekannte Zeichnung des Malers lässt uns in das Zeitalter der Sehnsucht eintauchen, bevor sich gemeinsam mit hiesigen Vertreterinnen und Vertretern der Epoche das romantische Tirol in den Grafikkabinetten des Ferdinandeums erkunden lässt.
Die zweite Sammlungspräsentation der Grafik mit „Druckgrafik als Wegzehrung“ und „Komm! Ins Offene, Freund!“ gibt es noch bis 5. September 2021 in den Grafikkabinetten des Ferdinandeums zu sehen.