Enzianschnaps

Auch wenn ich eine Schwäche für die bildende Kunst habe, habe ich als Lieblings-Museumsobjekt eine Flasche Schnaps ausgesucht. Genauer gesagt, geht es um Enzianschnaps.

So eine Flasche – eine ganz normale Enzianschnapsflasche – ist im Ausstellungsbereich „Schauplatz Tirol“ des Tirol Panoramas zu sehen. Dort ist sie in einer langen Vitrine unter 400 historischen Objekten, die die Vernetzung von Mensch und Natur in Tirol zeigen, ausgestellt. Was bedeutet das, wenn ich etwas, das ich in vielen Geschäften problemlos kaufen kann, in der Vitrine eines Museums finde?

Als ich – Italienerin aus der Poebene – in das Land im Gebirge zog, war ich von dem Wundermittel Schnaps fasziniert. In Tirol ist Schnaps angeblich ein Allheilmittel gegen Beschwerden jeder Art, zum Trinken und Einreiben, für Menschen und in der Vergangenheit sogar für Tiere.

Zurück zur Enzianschnapsflasche im Museum: Ich weiß, ich werde damit jemanden enttäuschen: Was mich in diesem Fall interessiert, ist nicht der Inhalt der Flasche, sondern die Abbildung der blauen Enzianblüte auf dem Etikett. Zur Schnapsbrennerei wird nämlich nicht der blaue, sondern der gelbe Enzian verwendet, auch nicht die Blüten, sondern seine Wurzeln. Was vom Berg kommt, gilt als robust und rein – sagt man. Mit seiner seltenen Farbe und seiner auffallenden Schönheit wurde der blaue Enzian zum Sinnbild der Alpenblume und der Berge. Vielleicht ist er deswegen auf dem Schnapsetikett zu sehen?