Heimliche Schätze #18
Ob klein und unscheinbar, nostalgisch, skurril oder rätselhaft: In unserer Reihe holen wir meist unbemerkte Objekte aus hunderten Jahren Tiroler Kunst und Kultur zum Vorschein – und mit ihnen die Geschichten, die sie besonders machen. Heute stellen wir Ihnen ein historisches Werkzeug vor.
Prägestempel, 18. Jahrhundert
Der Prägestempel aus Messing stammt sehr wahrscheinlich aus einer Buchbinderwerkstatt und diente als Werkzeug für die Handvergoldung oder Blindprägung von Leder- und Pergamenteinbänden. Im 18. Jahrhundert wurden Stempel noch in Handarbeit „geschnitten“, heute dagegen ist dieses Handwerk so gut wie ausgestorben.
Die Fläche des Stempels ist leicht abgerundet um den Pressdruck stellenweise zu erhöhen. Die Prägung erfolgt in runden, wiegenden Bewegungen und ist definitiv keine Arbeit für Ungeübte.
Für den sogenannten Blinddruck das Werkzeuge auf eine entsprechende Temperatur erhitzt, daher ist die Spitze des Holzgriffs angekokelt. Um die richtige Hitze zu erreichen, ist es hilfreich mittels Pinsel ein wenig Wasser auf den Stil des Messingstempels zu tropfen. Verdampft dieser sofort, ist das Werkzeug zu heiß und das Leder würde verbrennen. Erst wenn der Wassertropfen zu tanzen beginnt hat der Stempel die ideale Prägetemperatur.
Der Prägestempel wird im Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall aufbewahrt.