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28.2.2021
4 min
Mag. Dr. Peter Huemer

Mediterrane Schmetterlinge in Südtirol

Ein Eldorado für besondere Falter wurde in der Fenner Schlucht entdeckt, neue Arten inklusive! Peter Huemer erzählt aus der Schmetterlings-Forschung.

// Auszug aus dem Wissenschaftlichen Jahrbuch 2020 //

Westlich von Margreid in Südtirol zwischen dem Etschtal und dem Fennberg wurde von Wissenschaftler*innen der Tiroler Landesmuseen ein einzigartiger Lebensraum erforscht.

Die tief eingeschnittene Fenner Schlucht beherbergt eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzengesellschaften, von Buchenwäldern auf der Schattseite bis hin zu wärmegetönten Föhrenwäldern und Trockenrasen auf den steilen Südhängen. Einzigartig für Südtirol ist jedoch die Schmetterlingsfauna, die seit 2013 sporadisch erhoben wurde.

Nachtaktive Arten mit UV-Türmen erforscht

Die Initialzündung für die Forschungsarbeiten war die geplante Erstellung einer Datenbank mit genetischen Fingerprints von möglichst vielen Südtiroler und Tiroler Arten, gefördert durch den Südtiroler Forschungsfonds und in enger Kooperation mit dem Naturmuseum Südtirol. In zahlreichen Exkursionen wurden vor allem die nachtaktiven Arten erhoben. Mittels UFO-artig anmutender Lichtquellen konnten in langen Nächten vereinzelt neugierige Menschen, viel häufiger aber höchste bemerkenswerte Falter angelockt werden.

Die Artenvielfalt wurde vor allem in der Nacht mit UV-Türmen erhoben
© TLM
Die Artenvielfalt wurde vor allem in der Nacht mit UV-Türmen erhoben

Hot-Spot der Artenvielfalt

Der Rückgang der Biodiversität im Allgemeinen und der Insektenvielfalt im Besonderen sind inzwischen ein gesellschaftlich brisantes Thema. Umso erfreulicher ist die Entdeckung eines noch ausgesprochen artenreichen Lebensraumes in unmittelbarer Nähe zum weiträumig stark verarmten, intensivlandwirtschaftlich genutzten Etschtal. Insgesamt konnten 524 Schmetterlingsarten aus 47 Familien nachgewiesen werden. Das ist per se für Experten kein absolut überragender Wert, allerdings existieren aus den Sommermonaten Juli und August bisher keine Beobachtungen und die tatsächliche Artenzahl ist mit Sicherheit wesentlich höher.

 

Fenner Schlucht oberhalb von Margreid/Südtirol
© TLM
Fenner Schlucht oberhalb von Margreid/Südtirol

Drei noch namenlose Schmetterlinge entdeckt

Was die Fenner Schlucht aber landesweit einzigartig macht, ist der ausgesprochen große Anteil an sogenannten submediterranen Arten. Nicht weniger als 18 Falterarten besitzen im Gebiet das weltweit nördlichste Vorkommen, ebenso viele Arten wurden in Südtirol erstmals gesichtet! Geradezu sensationell ist aber die Entdeckung von mehreren – es sind wohl zumindest drei – für die Wissenschaft neuen und noch namenlosen Schmetterlingen.

Eine der Arten wurde jetzt im Wissenschaftlichen Jahrbuch zu Ehren der Enkelin des Autors unter dem Namen Oxypteryx marieae beschrieben und „getauft“. Trotz intensiver Suche in vielen europäischen Sammlungen ist der Falter weltweit aktuell nur aus der Fenner Schlucht bekannt!

 

Lebensraum für unterschiedlichste Arten

Das Untersuchungsgebiet ist aber auch für lange bekannte Arten ein überaus wertvoller Lebensraum, und für manche eines der letzten Rückzugsgebiete. So wurde nach Jahrzehnten die als verschollen geltende Schmuckeule (Lamprosticta culta) wieder gefunden, oder nach mehr als 100 Jahren der migrierende Punktbär (Utetheisa pulchella). Und ja, apropos Bären, auch der europaweit streng geschützte Russische Bär (Euplagia quadripunctaria) ist in der Schlucht beheimatet. Als besonderes Highlight findet sich selbst eine stärkere Population des größten europäischen Schmetterlings, das bis zu 15 Zentimeter große Wiener Nachtpfauenauge (Saturnia pyri). Nach den beeindruckenden ersten Forschungsergebnissen, stehen nun weitere Erhebungen auch in den Sommermonaten an, es bleibt spannend!

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Der vollständige Artikel wurde im Wissenschaftlichen Jahrbuch 2020 veröffentlicht.

Der heurige 13. Band gliedert sich in drei große Themenbereiche: die COVID-19-Pandemie aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln; Artikel der Teilnehmer*innen der Tagung „Die Kehrseite des Unsichtbaren“ im Zuge der Ausstellung „Vergessen“ im Ferdinandeum; und diverse Beiträge zu geistes- und naturwissenschaftlichen Themen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tiroler Landesmuseen.

Wissenschaftliches Jahrbuch 2020
© TLM
Wissenschaftliches Jahrbuch 2020

Autor

Mag. Dr. Peter Huemer

 
Peter Huemer
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