„Der Textilbereich umfasst Alltagskultur wie Kleidung und Möbelbezüge, moderne Kunst, liturgische Gewänder, Fahnen und noch vieles mehr. Ein schönes Projekt war die Einlagerung der rund 400 Trachtengürtel. Im alten Depot lagen sie unübersichtlich aufeinander. Nun sind sie auf geeigneten Platten mit Unterteilungen übersichtlich eingelagert. An einem typischen Arbeitstag hole ich eine noch von der Übersiedelung gepackte Palette aus dem Depot. Jedes Textil wird durch Absaugen vorsichtig trocken gereinigt, die Inventarnummer auf ihre Richtigkeit überprüft und ein Foto für die Datenbank angefertigt. Danach wird das Objekt in säurefreien Materialien sorgfältig für die Langzeiteinlagerung verpackt.“
Wir restaurieren
Restaurator*innen der Tiroler Landesmuseen im Interview.Wie sieht der Arbeitsalltag in der Restaurierungsabteilung eines Museums aus? Worin liegt der Reiz des Restaurator*innenberufs? Wie arbeitet eine Textilrestauratorin und wie ein Papierrestaurator? Was unterscheidet ihre Arbeit von den Aufgaben der Gemälderestaurator*innen? Welche Projekte bleiben besonders in Erinnerung?
Die Ausstellung „Im Detail“ stellt einen Bereich der Museumsarbeit vor, der sonst hauptsächlich im Verborgenen abläuft. Hier geben fünf Kolleg*innen aus dem Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen in Hall einen persönlichen Einblick.
- Ursula Lingscheid, Textilrestauratorin © Johannes_Plattner
- Claudia Bachlechner, Gemälderestauratorin © Johannes Plattner
„Mein Tag beginnt mit einem Besuch im Büro der Abteilungsleiterin und einer Besprechung der Aufgaben. Wenn keine neuen Leihanfragen anstehen, kann ich mich meinem Gemälde widmen, das auf den Abschluss der Retusche wartet. Besonders reizt mich die Vielfältigkeit meines Aufgabenbereichs. Während meiner Kuriertätigkeiten lerne ich neue Orte, Museen und Menschen kennen, was mir besonders gut gefällt. Ein Werk, an das ich mich speziell erinnere, ist ein Gemälde aus dem 16. Jahrhundert, bei dem aufgrund der durchgeführten Restaurierungsmaßnahmen sogar der Titel geändert werden musste. Bei der vermeintlich ‚Hl. Gudula‘ verbarg sich unter dem später übermalten Mantel ein Kelch mit Augen darin, das Attribut der ‚Hl. Ottilie‘. Diese originale Malschicht kam im Zuge der Firnisreduzierung wieder zum Vorschein.“
- Roberta Renz-Zink, Gemälderestauratorin © Johannes Plattner
„Ich sitze zu mindestens 50 Prozent am Computer und arbeite Tabellen und Listen ab. Diese helfen mir, den Überblick über den großen Durchsatz an Gemälden zu behalten. Die praktische Arbeit beschränkt sich auf kleinere, aber zeitaufwendige konservatorische Maßnahmen, deren Dokumentation in der Datenbank mich erneut zum PC führt. Die Herausforderungen bei der Erhaltung moderner und zeitgenössischer Gemälde reizen mich besonders, denn oft hat man es hier mit Malmaterialien wie Kunstharzdispersionen, Autolacken, Spachtelkitten und dergleichen zu tun, zu denen noch keine Langzeiterfahrungen vorliegen.“
- Ulrike Fuchsberger-Schwab, Gemälderestauratorin © Johannes Plattner
„Die bestmögliche Wiederherstellung des Originalzustandes eines Gemäldes, Forschung und Fachdiskussion reizen mich sehr an meinem Beruf. In Erinnerung geblieben ist mir das Gemälde ‚Salome Tänzel aus der Magdalenenkapelle im Halltal‘ von 1461. Es sollte für die Ausstellung ‚Nur Gesichter?‘ 2016 im Ferdinandeum restauriert werden. Das Bild befand sich in einem Glaskasten und war auf einen Plattenrahmen aufgeklebt. Schon von außen war zu sehen, dass es sich in äußerst schlechtem Zustand befand. Als ich den Kasten öffnete, erwartete mich ein Albtraum. Der Gestank von Pestiziden, Schimmel etc. stieg mir in die Nase. Auf die Leinwand war ein zweifaches Stützgewebe geklebt. Dessen Abnahme gestaltete sich ausgesprochen schwierig, da das Original nur noch in Fragmenten vorhanden war. Die Neumontage im alten Zierrahmen war ein weiteres Thema für sich.“
- Alexander Fohs, Papier- und Buchrestaurator © Johannes Plattner
„Ein Objekt, das mich in meiner Laufbahn als Papierrestaurator besonders begeistert hat, war ein einfaches gefaltetes Blatt Papier: ein handschriftliches Zeugnis, das im Dachknauf eines Kirchturms eingeschlossen war. Ich war der Erste, der dieses verkrustete Dokument entfalten konnte, nachdem es mehr als 200 Jahre in der Zeitkapsel versteckt war, und ich habe es wieder lesbar gemacht.
Mein Arbeitsalltag gestaltet sich sehr unterschiedlich. Die Bandbreite reicht von Besprechungen und Vorbereitungen für Ausstellungen über die Durchführung von Leihverkehr, national und international, bis hin zur Bearbeitung von Objekten an sich. Weiterbildung ist ebenfalls ein laufendes Thema.“