31.1.2025
6 min
Mag.a Manuela Fritz

Das Riesenrundgemälde hautnah

Der Art Circle der Tiroler Landesmuseen lud zur Spezialführung „Hinter den Kulissen des Riesenrundgemäldes“ ins Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum. Ein spannender Abend!

Rund 20 Art Circle-Mitglieder trafen sich voller Vorfreude im Foyer des Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum in Innsbruck. Auf dem Programm stand die Spezialführung „Hinter den Kulissen des Riesenrundgemäldes“, durchgeführt von der Leiterin des Tirol Panoramas mit Kaiserjägermuseum Sonia Buchroithner. 

Nach einem Willkommensdrink und herzlicher Begrüßung durch die Leiterin sowie Art Circle-Verantwortliche Maria-Anna Messner-Heidenthaler, die im Marketing-Team der Tiroler Landesmuseen fürs Fundraising zuständig ist, ging es auch schon Richtung Riesenrundgemälde. Auf dem Weg dahin wurden bereits die Statuetten diverser Bergiselschlacht-Protagonisten wie Andreas Hofer, Napoleon I. oder Josef Speckbacher bestaunt, und Sonia Buchroithner erzählte schon erste spannende Details über das Riesenrundgemälde. Wussten Sie zum Beispiel, dass Panoramen im 19. Jahrhundert generell ein äußerst populäres Bildmedium waren? Oder, dass das Riesenrundgemälde 1906 in der Imperial Austrian Exhibition in London ausgestellt wurde? Interessantes Detail am Rande: Während das Gemälde in London war, brannte dessen Gebäude im Saggen in Innsbruck, unmittelbar neben der noch heute bestehenden Bundesbahndirektion, ab. „Gemunkelt wird bis heute über eine mögliche Brandstiftung. Doch über das, was wirklich geschah, wurde schon damals der Mantel des Schweigens gelegt“, erzählt Buchroithner schmunzelnd. Nach dem Brand fand das Rundgemälde viele Jahrzehnte lang Heimat in der Rotunde am Rennweg. Im Jahr 2011 wurde das mehr als 1.000 Quadratmeter große Gemälde an seinen heutigen Standort, das Tirol Panorama am Bergisel, übersiedelt. Die leere Rotunde wartet bis heute darauf, neu genutzt zu werden.

1.000 Quadratmeter Leinwand

Geschaffen wurde das berühmte Riesenrundgemälde 1896 in nur drei Monaten vom Münchner Maler Michael Zeno Diemer (1867–1939), dargestellt ist die dritte Schlacht am Bergisel am 13. August 1809. In puncto Recherche wurde Diemer vom Tiroler Künstler Franz von Defregger (1835-1921) unterstützt – er zeigte Diemer etwa, wie die „Tiroler“ oder auch Andreas Hofer optimal dargestellt werden können. Zeno Diemer bewältigte scheinbar mühelos die Gesetze der Perspektive, ohne die keine Illusion zu erzeugen ist. Mit unglaublicher Akribie gibt er das kriegerische Geschehen wieder, auch die Stadt Innsbruck präsentiert sich so, wie sie 1809 ausgesehen hat. Auf diesem Bild ist jeder auf dem richtigen Platz, jede Tracht, jedes Requisit stimmt, die Porträts der Hauptakteure sind zum Teil nach den historischen Vorlagen gestaltet. Das alles wäre aber ohne die großartige Gebirgskulisse nichts. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass die Landschaft die eigentliche Qualität des Gemäldes ausmacht. Diemer gelang es, alle Einzelheiten zu einem großen Ganzen zusammenzufügen – Innsbruck, am Abend des 13. August 1809, steht glaubhaft vor unseren Augen. Obwohl Zeno Diemer neben der Bergiselschlacht zwei weitere Schlachtenpanoramen malte und an einem vierten mitarbeitete, war dieses Genre nicht sein eigentliches Gebiet. Aus seinen Aufzeichnungen geht hervor, dass es für ihn im Grunde nur ein Thema gab, das ihn fesselte: die Landschaft, vor allem Gebirge und das Wasser.

Blick aus nächster Nähe

Als nächstes ging es für die Art Circle-Mitglieder ins Zentrum des Geschehens, hinein in das Riesenrundgemälde, dort, wo man sich mitten in der Bergiselschlacht wähnt. Während die Besucher die einprägsamen Szenen, die realistisch ausgearbeitete Landschaft und die zum Teil noch heute bestehenden Bauwerke des alten Innsbruck auf sich wirken ließen, wies die Museums-Leiterin auf interessante Details hin, etwa auf den „faux terrain“, den „falschen Boden“, der als künstliche Landschaft am Boden das Gemälde nach unten weiterzeiht und die realistische Darstellung verstärken soll. Ein bisschen fühlt man sich nahezu wie in einer Krippe! Aufmerksam machte sie auch auf die einzigen zwei Frauen im Gemälde: „Sie sehen eine Marketenderin, die einem Soldaten zu trinken gibt, und eine trauernde Frau, die sich um einen Verletzten kümmert. Frauen wurden also mit für sie typischen Aufgaben zur Zeit der Entstehung des Gemäldes dargestellt“, betont die Tirol Panorama-Leiterin.

Sicht von unten 

Eigentliches Highlight der Spezialführung aber war der nächste Schauplatz: es ging einige Stufen tiefer unter das Riesenrundgemälde hinein. Dieser Bereich ist der Öffentlichkeit in der Regel nicht zugänglich, weshalb sich die Teilnehmer davon besonders begeistert zeigten. Ein aufwändiges Holzgerüst trägt den „faux terrain“, die Besichtigungsplattform in der Mitte des Panoramas und spannt das Gemälde selbst entlang des zehn Meter hohen Rundbaus. „Es ist auch für mich immer wieder faszinierend, wie ausgeklügelt der Auf- und Unterbau des Panoramas ist. Und wenn man bedenkt, dass es heute schon so aufwändig ist, wie kann man es sich dann wohl erst zum Ende des 19. Jahrhunderts, also vor über 100 Jahren vorstellen, als es geschaffen wurde“, ließ Buchroithner am Ende der Führung ihrer Begeisterung für das berühmte Rundgemälde freien Lauf. Ausklang fand die Spezialführung bei einem kühlen Glas Bergisel-Sekt und angenehmen Gesprächen über das beeindruckende Erlebnis.

Und was ist der ART CIRCLE?

Da die Erhaltung der vielen Kunstschätze und Exponate aus Natur, Kunst, Literatur, Wissenschaft und Musik sehr zeitintensiv und kostspielig ist, sind die Tiroler Landesmuseen auf die Unterstützung von Unternehmen und kunstinteressierten Menschen angewiesen. Vereint im Art Circle der Tiroler Landesmuseen kommen die Mitglieder*innen laufend in den Genuss von außergewöhnlichen Spezialführungen, interessanten Exkursionen und unterhaltsamen Treffen.

Interessiert? 
Dann treten Sie in Kontakt mit Maria-Anna Messner-Heidenthaler unter m.messner@tiroler-landesmuseen.at

Alle Infos zum Art Circle

Autor*in

Mag.a Manuela Fritz

Häuserübersicht

Einwilligung

Durch das „Akzeptieren“ willige ich ausdrücklich in die Drittlandübermittlung meiner technischen Informationen (insb. IP-Adresse) ein, damit der Inhalt dargestellt werden kann. Ich nehme zur Kenntnis, dass in den USA kein ausreichendes Datenschutzniveau vorliegt und das Risiko besteht, dass unter anderem US-Behörden auf meine Daten zugreifen könnten und dagegen kein ausreichender Rechtschutz besteht. Nähere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf meiner Einwilligung finde ich in der Datenschutzerklärung.