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13.7.2023
4 min
Dr.in Sonia Buchroithner

Schenkungen an das Ferdinandeum: Geschenk 1892

GESCHENK 1892: EIN KANONENMODELL

Nicht nur Menschen bekommen Geschenke, Museen auch. Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum konnte so im Laufe seines 200-jährigen Bestehens seine Sammlungen ergänzen. Wer waren die Schenkenden? Unter welchen Umständen kamen diese Objekte in die Sammlungen des Museums? Objekte aus der 200-jährigen Museumgeschichte erzählen in unserer neuen Reihe davon.

GESCHENK 1892: EIN KANONENMODELL

Im April 1892 schenkte Bertha Freund aus Wien dem Ferdinandeum „drei sehr schöne Bronze Kanonen“ aus dem Nachlass ihres Vaters Max Steiner „zur dauernden Erinnerung an seine langjährige Tätigkeit als Antiquar in Innsbruck“. „Zur dauernden Erinnerung“ an Max Steiner. Aber warum zu dessen Erinnerung?

Wer waren Max Steiner und Bertha Freund?

Max Steiner wurde am 2. Mai 1823 in Innsbruck geboren und verbrachte sein ganzes Leben in Tirol. Er war jüdischer Abstammung. Sein Vater Martin Steiner hatte in Innsbruck zunächst eine Essigfabrikation betrieben, die erste und lange Zeit einzige Essigfabrik in Tirol. 1825 hat er das „Bürgerliche Brauhaus“ in der heutigen Ingenieur-Etzel-Straße in Innsbruck gegründet. Dieses Brauhaus war neben der Bierbrauerei Löwenhaus (seit 1628), einer Brauerei in Büchsenhausen (seit 1640), einer in der Altstadt und dem „Adambräu“ in Wilten eine der bekanntesten Bierbrauereien in Innsbruck.
1848 war Max Steiner als patriotischer Tiroler freiwillig in die Landesverteidigungskompanie Innsbruck eingerückt und hatte an der Südgrenze gedient. 1855 heiratete er in Innsbruck Rosa Sonnenschein aus Diespeck in Bayern. 1859 kam die gemeinsame Tochter Bertha zur Welt. In den 1850er-Jahren trat er in das väterliche Unternehmen ein. Erst 1860 erhielt er die alleinige Verantwortung für die Brauerei, aber schon 1861 musste er mit der Brauerei Konkurs anmelden.

Rosa Steiner hatte im Dezember 1867 die Befugnis zum Antiquitätenhandel erhalten, der dann von den beiden gemeinsam geführt wurde. Man lebte in der Innsbrucker Neustadt im Haus Nr. 192. Laut einem Beitrag in den Innsbrucker Nachrichten vom 2. Mai 1872 gab es in der „Steiner’schen Antiquitäten-Handlung […] eine große Menge von alten Waffen, Rüstungen, Pokalen u.s.w.“

1889 wurde das Geschäft an die Tochter Bertha übergeben, im gleichen Jahr verstarb Rosa Steiner. 1892 starb ihr Mann Max Steiner.

In einem Nachruf in der österreichisch-ungarischen Cantoren-Zeitung vom 1. Dezember 1892 hieß es: „Sein ganzes Leben brachte er unter den Seltenheiten vergangener Zeiten zu und war eine anerkannte Celebrität in der Erkennung und wissenschaftlichen Zeitbestimmung der Antiken. Er hatte einen großen Kundenkreis in der Aristokratie und war auch Lieferant des Hauses Rothschild. […] zweimal soll ihn auch die Kronprinzessin Witwe Erzherzogin Stefanie besucht haben und Käufe getätigt haben.“

Bertha Steiner heiratete 1891 den jüdischen Handelsagenten Wilhelm Freund (1842 – 1913) aus Wien und zog nach Wien. Sie starb kinderlos 1931 in einem Wiener Pflegeheim. So kann für dieses kleine Kanonenmodell eine tirolische Erwerbungsgeschichte erzählt und der Name der Schenkerin, Bertha Freund, mit der Innsbrucker Stadtgeschichte und der ihres Vaters eng verwoben werden. 

 

Anhand dieser Erwerbungsgeschichte zeigt sich die Bedeutung der Provenienzforschung fĂĽr die einzelnen Sammlungsbereiche, die nicht nur die einzelnen Erwerbungsgeschichten rekonstruiert, sondern darĂĽber hinaus auch immer wieder spannende Parallelen zur Geschichte des Landes Tirol und seiner BĂĽrger*innen aufzeigt.

In den Innsbrucker Nachrichten vom 2.5.1872 findet sich eine kurz Beschreibung des Steiner’schen Antiquitätenhandels (Ausschnitt)
© TLM
In den Innsbrucker Nachrichten vom 2.5.1872 findet sich eine kurz Beschreibung des Steiner’schen Antiquitätenhandels (Ausschnitt)

Autorin

Dr.in Sonia Buchroithner

Leiterin des Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum / Provenienzforschung
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