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25.1.2023
5 min
Dr.in Sonia Buchroithner

Jubiläumsjahr 2023 – 200 Jahre Museumsgeschichte Ferdinandeum: Teil 1

Das Ferdinandeum in der NS-Zeit. Die Bergung und Rettung seiner Museumsbestände.

In den Kriegsjahren 1942 bis 1944 wurde der größte Teil der Museumsbestände aus dem bombengeplagten Innsbruck auf Burgen, Schlösser und Stifte in ganz Tirol verteilt. Nach Ried im Oberinntal bis Niederbreitenbach bei Kufstein, im Süden bis nach Trins im Gschnitztal wurden die Museumsschätze verbracht und so vor ihrer Zerstörung bewahrt.

Diese neue Reihe im Jubiläumsjahr 2023 zeigt ein wichtiges Kapitel der Museumsarbeit in einer herausfordernden Zeit auf und stellt die einzelnen Bergungsorte in Tirol vor.

Während der NS-Zeit lagen die Agenden des Museums in den Händen von Dr. Oswald Graf Trapp. Er war seit 1934 Landeskonservator für Tirol und übte dieses Amt auch während seiner Jahre als Museumsvorstand aus. So war er während des Krieges auch für den Schutz und die Bergung des Tiroler Kulturgutes verantwortlich. Das Amt des Museumskustos hatte in dieser Zeit Dr. Vinzenz Oberhammer inne. Bereits ab 1939, mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, führte man im Ferdinandeum verschiedene Luftschutzmaßnahmen durch. Die Sammlungen verblieben zunächst im Museumsgebäude, da die mit einer Auslagerung verbundenen Gefahren zu diesem Zeitpunkt höher eingeschätzt wurden, als das Risiko eines Luftangriffs auf Innsbruck. Die wichtigsten Kunstwerke kamen in einen gewölbten Raum der Museumsbibliothek, dessen Feuersicherheit durch Vermauerung der Türen erhöht wurde. Obwohl Gauleiter Franz Hofer die Bergung der Sammlungen lange Zeit für nicht nötig erachtete, gelang es Museumsvorstand Oswald Trapp, schon früh Vorbereitungen zu treffen, wodurch nach Einlangen der Anordnung zur Auslagerung ein rasches Vorgehen gewährleistet war. So wurden schon bald nach Kriegsbeginn Transportkisten gefertigt, die im Notfall die Verlieferungen der Museumsobjekte an sichere Orte erleichtern sollten.

Verschärfung der Lage – die ersten Auslagerungen

Schon 1939 stand Schloss Ambras bei „Verschärfung der Lage“ als Bergungsort zur Diskussion. Doch erst infolge der Bombardements auf große deutsche Städte begann Museumsvorstand Trapp im April 1942 mit den Vorbereitungen für eine Bergung nach Schloss Ambras. Gauleiter Hofer gestattete als Eigentümervertreter des Schlosses die Verwendung ausgewählter Depoträume auf dem Hochschloss. Nötige Adaptierungsmaßnahmen, wie die Anbringung von Eisentüren und Fensterläden in den gewölbten Zimmern, wurden allerdings nur zum Teil durchgeführt. Im Herbst 1942 kamen die wertvollsten beweglichen Bestände des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum nach Schloss Ambras. Die gewölbten Erdgeschoßräume erfüllten die Bergungsbedingungen optimal, hier lagerte man die wertvollsten Gemälde und Plastiken, die wertvolle Münzsammlung wurde im zweiten Stock deponiert. Ende 1943 wurden dann auch die gerollten Gemälde aus dem Ferdinandeum, darunter Werke von Albin Egger-Lienz, Franz von Defregger, Johann Evangelist Holzer und Antonio Balestra sowie die Wachsfiguren des Leonhard von Görz zur Bergung auf Schloss Ambras gebracht und dort je nach Größe auf eigens angefertigten Gestellen verwahrt. Kontrollbesuche der Museums- und Denkmalamtsmitarbeiter*innen fanden wöchentlich statt.

Auslagerungen tirolweit

Weitere Bergungsorte waren Stift Stams, Schloss Friedberg, Schloss Tratzberg, Schloss Siegmundsried, Schloss Schneeberg, Schloss Schönwörth, Schloss Matzen, Schloss Lichtenwerth, St. Martin in Schwaz, Schloss Fügen, Burg St. Petersberg und Schloss Wolgemuthsheim. Im März 1944 erging die Anordnung zur Räumung von Schloss Ambras, nachdem aufgrund der neu errichteten Umfahrungslinie der Brennereisenbahn, die knapp am nahen Dorf Amras vorbeiführte, die Bombardierungsgefahr zu hoch geworden war. Zur Umbergung wählte man vor allem das Stift Stams und dessen Stiftskirche, Schloss Friedberg und Burg Lichtenwerth aus.

Die weiblichen Museumsangestellten leisten wichtige Arbeiten

Ab 1942 lasteten die Bergungen, die präzise organisatorische, aber auch schwere körperliche Arbeit erforderten, aufgrund der Einziehung der männlichen Angestellten zum Kriegsdienst hauptsächlich auf den weiblichen Angestellten des Ferdinandeums. Im Winter 1944 waren die Bergungsmaßnahmen zum großen Teil abgeschlossen, nur mehr wenige Sammlungsbestände befanden sich noch im Ferdinandeum. Die Sicherheitsmaßnahmen erwiesen sich als notwendig, dies spätestens am 10. April 1945, als das Museumsgebäude während eines Fliegerangriffs auf Innsbruck zwischen Osttrakt und Kuppel von Sprengbomben schwer getroffen wurde. Dabei wurden neben dem Dach alle Säle und Kabinette des 2. Stockes und des Erdgeschoßes, sowie sämtliche Fenster des Gebäudes vollkommen zerstört. Für Sammlungsbestände hätte dies schwerwiegende Folgen gehabt, wären sie nicht rechtzeitig ausgelagert worden. Die Rückführung der geborgenen Museumsgüter in das Ferdinandeum erfolgte zum größten Teil bereits im Sommer 1945. Schoss Ambras wurde nach Kriegsende noch einmal als Verteilungslager zur Rückbergung der Kunstgegenstände genutzt. Bis auf kleine Plünderungen kamen fast alle Museumsobjekte wieder sicher zurück in das Haus in der Museumsstraße. Die Rückbringungen konnte bis Winter 1945 abgeschlossen werden.

Im nächsten Beitrag stellen wir Ihnen weitere Bergungsorte vor: Schloss Friedberg, Schloss Tratzberg und Schloss Schneeberg.

Schloss Friedberg, um 1955 TLM / Bibliothek
© Hermann Faschingbauer
9.2.2023
Dr.in Sonia Buchroithner

Jubiläumsjahr 2023 – 200 Jahre Museumsgeschichte Ferdinandeum: Teil 2

Das Ferdinandeum in der NS-Zeit. Die Bergung und Rettung seiner Museumsbestände in Schloss Tratzberg, Schloss Friedberg und Schloss Schneeberg.

Autor*in

Dr.in Sonia Buchroithner

Leiterin des Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum / Provenienzforschung
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