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9.2.2023
4 min
Dr.in Sonia Buchroithner

Jubiläumsjahr 2023 – 200 Jahre Museumsgeschichte Ferdinandeum: Teil 2

Das Ferdinandeum in der NS-Zeit. Die Bergung und Rettung seiner Museumsbestände.

In den Kriegsjahren 1942 bis 1944 wurde der größte Teil der Museumsbestände aus dem bombengeplagten Innsbruck auf Burgen, Schlösser und Stifte in ganz Tirol verteilt. Nach Ried im Oberinntal bis Niederbreitenbach bei Kufstein, im Süden bis nach Trins im Gschnitztal wurden die Museumsschätze verbracht und so vor ihrer Zerstörung bewahrt.

Diese neue Reihe im Jubiläumsjahr 2023 zeigt ein wichtiges Kapitel der Museumsarbeit in einer herausfordernden Zeit auf und stellt die einzelnen Bergungsorte in Tirol vor.

Nach  Schloss Ambras finden nun weitere Schlösser, die als Bewahrungsort während dem Zweiten Weltkrieg gedient haben, Beachtung: Schloss Tratzberg, Schloss Friedberg und Schloss Schneeberg.

Schloss Tratzberg

Das an einem Berghang zwischen Stans und Jenbach gelegene Schloss Tratzberg wurde im 13. Jahrhundert von Meinhard II. von Görz-Tirol erbaut und befindet sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Grafen Enzenberg. Sighard Enzenberg, Erbe des Museumsgönners und Ehrenmitgliedes Artur (Graf von) Enzenberg, schenkte dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 1933 die bedeutende Enzenberg’sche Münzsammlung. Er widmete den Großteil seines Lebens der Erforschung des Schlosses, deren Ergebnisse er 1958 in einer umfassenden Monografie vorlegen sollte. Im Herbst 1943 wurde vereinbart, die Waffensammlung des Ferdinandeums auf Schloss Tratzberg zu bergen, hinzu kamen die großen Peter-Anich-Globen, die Numismatische Sammlung und Restbestände der Patriotischen Sammlung (Historische Sammlung); außerdem Bücher der Universitätsbibliothek Innsbruck sowie Teile des Grabmales Kaiser Maximilians aus der Innsbrucker Hofkirche. Von den geringen Schäden, die vor Kriegsende durch eine Phosphorbombe im zweiten Stockwerk entstanden waren, war das Bergungsgut nicht betroffen. Die Rückbringung der Objekte erfolgte bis Ende 1945.

Schloss Friedberg

Das auf einer Erhebung über dem Inntal im 13. Jahrhundert erbaute Schloss Friedberg ging 1844 in den Besitz der Grafen Trapp über, die es in den Jahren 1847 bis 1854 renovierten. Das Schloss ist bis heute im Besitz der Familie.

Oswald Trapp, der seit 1930 auf Friedberg lebte, war als Kurator für die Waffensammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum tätig und hatte von 1937 bis 1946 auch das Amt des Vorstandes des Museumsvereins inne. Außerdem war er zwischen 1934 und 1960 Landeskonservator für Tirol. Ab Juli 1943 stellte er das Schloss als Bergungsstelle für das Ferdinandeum zur Verfügung. Im Schlossarchiv wurden die wertvollsten Gegenstände der Kleinkunst, der vorgeschichtlichen und der patriotischen Sammlung, in der Schlosskapelle bedeutende Plastiken und Teile der Bibliothek (z. B. der Fischnaler’sche Bibliothekskatalog) eingelagert. Zudem wurde hier privates Bergungsgut deponiert. Der im Herbst 1943 gefasste Beschluss, auch die zoologische Sammlung des Ferdinandeums im Schloss zu bergen, wurde aufgrund von Transportschwierigkeiten nicht umgesetzt. Stattdessen wurden 1944 die Zeitungen der Ferdinandeumsbibliothek und die Museumsakten sowie die Bergungslisten in Friedberg eingelagert. Die Museumsmitarbeiterin Gretl Köllensperger, die im Herbst 1944 ihren Wohnsitz nach Schloss Friedberg verlegt hatte, führte vor Ort die Arbeit an den eingelagerten Kartotheken der Museumsbibliothek fort. Die Rückbringung der Museumsobjekte erfolgte bis Ende 1945.

Auf Veranlassung des Gauleiters von Tirol-Vorarlberg Franz Hofer als Oberstem Kommissar für die „Operationszone Alpenvorland“ wurden im Jänner 1945 drei Kisten zur Bergung auf Schloss Friedberg gebracht. 1951 wurden diese Kisten im Tiroler Landesmuseum geöffnet und die darin befindlichen Werke, vor allem Arbeiten von Albin Egger-Lienz, in den Museumsbestand aufgenommen. Bis heute konnten keine VoreigentümerInnen dieser Werke ausfindig gemacht werden.

Schloss Friedberg, um 1955 TLM / Bibliothek
© Hermann Faschingbauer
Schloss Friedberg, um 1955 TLM / Bibliothek

Schloss Schneeberg

Die Familie Sarnthein, seit 1778 im Besitz des Schlosses Schneeberg, hat schon lange eine Beziehung zum Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Ab den 1930er-Jahren betreute Rudolf Sarnthein die Botanischen Sammlungen des Museums. Als er im Juni 1941 in den Ausschuss des Museumsvereins gewählt wurde, setzte er sich für eine Bergung auf dem Schloss seiner Familie ein. Die Botanischen Sammlungen, Teile der Graphischen Sammlungen sowie der Verfasser- und Wappenkatalog der Bibliothek des Ferdinandeums waren von Mai 1943 bis Ende 1945 auf Schloss Schneeberg untergebracht. Bis Ende 1945 erfolgte die Rückstellung aller auf dem Schloss deponierten Objekte zurück ins Tiroler Landesmuseum.

Schloss Schneeberg in Trins/ Gschnitztal, um 1955 TLM / Bibliothek
© Hermann Faschingbauer
Schloss Schneeberg in Trins/ Gschnitztal, um 1955 TLM / Bibliothek
Umbauarbeiten am Ferdinandeum nach 1945
© Vinzenz Oberhammer
25.1.2023
Dr.in Sonia Buchroithner

Jubiläumsjahr 2023 – 200 Jahre Museumsgeschichte Ferdinandeum: Teil 1

Das Ferdinandeum in der NS-Zeit. Die Bergung und Rettung seiner Museumsbestände.

Autor*in

Dr.in Sonia Buchroithner

Leiterin des Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum / Provenienzforschung
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