1.9.2023
3 min
Elisabeth Probst, MA

In Erinnerung an die Erinnerung

Memories of Memories: Ein Kooperationsprojekt gegen das Vergessen.

Der Ort des ehemaligen Lagers Oradour zwischen Schwaz und Buch in Tirol: Bäume und Sträucher wachsen zwischen den Baracken. Es wird immer grüner hier. Die Natur erobert sich den Ort zurück. Über die Erinnerungen ist längst Gras gewachsen, selbst die Gedenkstele hindert kaum am Vergessen und so weiß bald niemand mehr, was hier einst geschehen ist. Ein Kooperationsprojekt aber soll die Erinnerungen an Oradour wieder lebendig machen.

Zwischen Vergessen und Erinnerung

Ab Herbst 2023 nimmt sich das Projekt „Memories of Memories“ der Erinnerungskultur rund um das Lager Oradour in Schwaz an. Es fußt dabei auf einer mehrjährigen Zusammenarbeit von Tiroler Landesmuseen, Rabalderhaus, Museum der Völker und Kunstraum Schwaz sowie Universität Innsbruck, Tiroler Landestheater und den Klangspuren. Fotografische Arbeiten, die den Umgang mit Erinnerung und Vergessen reflektieren, spannen einen Bogen zwischen den unterschiedlichen Ausstellungsorten. Thematisch im Mittelpunkt steht das Lager Oradour, das in der NS-Zeit als Kriegsgefangenenlager, später als Entnazifizierungslager diente und erst in den 1980er-Jahren völlig aufgelöst wurde. Ein weiterer Akzent wird durch Einbindung des französischen Ortes Oradour-sur-Glane gesetzt, denn während der französische Namensgeber zu den bedeutendsten Erinnerungsorten Frankreichs in Bezug auf die NS-Zeit gilt, herrscht zwischen Schwaz und Buch in Tirol das Vergessen vor.

Oradour, Schwaz Aus der Serie "Travelling" von Arno Gisinger
© Arno Gisinger
Oradour, Schwaz Aus der Serie "Travelling" von Arno Gisinger

Anders als in Oradour-sur-Glane herrscht zwischen Schwaz und Buch in Tirol das Vergessen vor.

Bilder der Erinnerung

Wie ein Netz aus Gedanken spannt sich die Installation vor dem Ferdinandeum in Innsbruck auf. Lücken lassen durch die Konstruktion hindurchblicken und locken zwischen die metallenen Stränge. Diese umspannen Bilder, teils transparent, teils undurchsichtig, während Texttafeln dabei helfen, sie mit dem historischen Kontext zu verknüpfen. Gezeigt werden neu entstandene Fotos von Oradour in Schwaz von Arno Gisinger, der den Ort auch schon vor 30 Jahren mit der Kamera eingefangen hat, dessen Aufnahmen von Oradour-sur-Glane sowie Fotos von Gaston Paris aus dem Jahre 1945. Hinzu kommen Videostills aus dem Film „Wire Mesh“ von Christine Ljubianovic. Sie hat das Schwazer Lager Oradour selbst als Kind besucht und „Wire Mesh“ eigens für die Ausstellung gedreht. Der Film wird neben Fotografien im Rabalderhaus zu sehen sein.

Oradour, Schwaz Aus der Serie "Travelling" von Arno Gisinger
© Arno Gisinger
Oradour, Schwaz Aus der Serie "Travelling" von Arno Gisinger

Die Ausstellungen in Innsbruck und Schwaz sind in ein umfassendes Veranstaltungsprogramm eingebettet, das die Thematik hinter „Memories of Memories“ anhand unterschiedlicher Formate diskutiert und vertieft. Näheres lesen Sie in der Projektbroschüre oder in der nächsten Ausgabe unserer Programmbeilage museum.tirol in der Tiroler Tageszeitung, Erscheinungstermin ist der 12. Oktober 2023.

Die Ausstellungseröffnung im Ferdinandeum findet am 7. September 2023 statt.

Autorin

Elisabeth Probst, MA

 
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