Wenn Räume erzählen
Selten haben wir so viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht wie in den vergangenen Monaten. Selten haben sich in so kurzer Zeit so viele Lebensbe-reiche in die virtuelle Welt geflüchtet. Und selten haben wir uns so sehr da-nach gesehnt, endlich wieder Neues zu sehen. Pünktlich dazu lädt die Moder-ne Sammlung gemeinsam mit Künstler Bernd Oppl zum „Raumwechsel“.
Ein Raum ist nicht gleich ein Raum
In seinen Werken spürt Oppl der Frage nach, in welchen Räumen wir uns bewegen und wie wir diese wahrnehmen. „Üblicherweise sind Räume Container für Lebenssituationen. In den Räumen spielt sich das Leben ab“, erklärt er. „In meinen Filmen und Installationen werden die Räume selbst zu Protagonisten und beginnen von sich aus zu erzählen, was in ihnen geschieht oder nicht geschieht.“ Doch damit ein Raum erzählt, braucht es auch Zuhörer*innen. Durch ihre Wahrneh-mung konstruieren sie die Räume und ihre Geschichten mit.
Im Kleinformat
Ein Fernsehstudio, ein Internetcafé, ein Karaoke-Separee: Oppls exakte Mikro-Nachbildungen zeigen Räume, die an der Schwelle zwischen der realen und virtuellen Welt existieren. „Was ist hier passiert? Was könnte hier passieren?“, fragt man sich und schon erzählen die Miniräume ihre Geschichte.
Zeit und Raum
Oppls Miniatur-Dioramen sowie die Werke „Korridor“ (2009) und „Diffusion“ (2016) beschäftigen sich allesamt mit Über-gangsräumen. „Diffusion“ fasziniert dabei vor allem aufgrund der chaotischen Prozesse, die der Künstler in einem Architek-turmodell auslöst. Wie sich die freigesetzten Substanzen im Raum verhalten bleibt dem Zufall überlassen. Für die Be-trachter*innen wiederum verwandeln sich die Räume mit den unerwarteten Irritationen in eine Bühne für die eigenen Vorstellungen.
(Un-)Sichtbar
Die „Räume“, die Oppl bei „Raumwechsel“ präsentiert, lassen sich beinahe ausschließlich mit Blicken betreten – schon allein aufgrund ihrer physischen Größe. Einzig Oppls aktuellste Arbeit präsentiert sich als lebensgroßer Raum. „Schön für mich ist, wenn es mir gelingt, mich selbst zu überraschen“, sagt der Künstler selbst über seine Arbeit. Ob ihm dass auch bei uns gelingt? Lassen Sie sich überraschen!
Der Sammlungspräsentation widmet sich auch eine Folge unseres Podcasts „Museumsgeflüster“.