Verehrt und vervielfältigt
Cranachs berühmtes Kultbild kann im Ferdinandeum aus nächster Nähe betrachtet werden.
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Kirche, Kunst und Kult: Das Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren schmückt für gewöhnlich den Altar des Innsbrucker Doms. Viel verehrt und angebetet, blickt die Madonna mit dem Kind von hoch oben und aus weiter Entfernung in den Kirchenraum. Vorübergehend aber gastiert das Gemälde im Ferdinandeum und rückt auf Augenhöhe mit seinem Publikum. Die neue Perspektive lässt neben seiner religiösen Bedeutung den kunsthistorischen Wert sowie den Einfluss des Bildes auf Volkskunst und Alltagsleben erkennen.
Kirche
Seit mehr als 350 Jahren wird das Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren (1472 – 1553) in der Innsbrucker Jakobskirche, dem heutigen Dom, bewundert und angebetet. Doch nicht immer war das Gemälde ein Kirchenbild. Am sächsischen Hofe wurde es zunächst über Jahrzehnte in der Dresdner Kunstkammer zur Schau gestellt. Bei einem Besuch des österreichischen Erzherzogs Leopold V. (1586 – 1632) suchte sich dieser das Madonnenbild als Gastgeschenk aus. Für einige Jahre sollte es nun Station in Passau machen, bevor es nach Innsbruck kam und 1650 in die Jakobskirche einzog. Noch heute schmückt Cranachs Gemälde dort den Hochaltar. Und so soll es auch in Zukunft bleiben.
Um bei den aktuellen Renovierungsarbeiten im Dom keinen Schaden zu nehmen, musste das Bild von seinem gewohnten Platz weichen und zog vorübergehend ins Museum um. Mit der neuen Kulisse rückt der künstlerische Wert des Marienbildes ins Licht.
Kunst
Das Gnadenbild Mariahilf zählt aus heutiger Sicht zu den bedeutendsten Werken im Schaffen von Lucas Cranach dem Älteren. Die im Vorfeld der Präsentation in den Tiroler Landesmuseen vorgenommene kunsttechnologische Untersuchung bestätigt die sehr hohe maltechnische Qualität des Werks.
Das Gemälde entstand nach 1537 und zeigt Maria mit dem Jesuskind. Andere Heiligendarstellungen vor dieser Zeit wirkten meist statisch und streng, doch Cranachs Interpretation überrascht mit einer lebendigen und gefühlvollen Darstellung. Sanft und sicher hält die Mutter das Christuskind in ihren Armen. Dabei blickt sie ernst aus dem Bild hinaus in die Augen der Betrachtenden und bezieht diese in die Szene mit ein. Wer das Gemälde aus nächster Nähe betrachtet, kann zudem malerische Details entdecken, die bei der Präsentation im Altarraum nie ersichtlich würden.
Kult
Cranachs Mariahilf-Bild findet auch auf Anhängern, Töpfen, Tabakdöschen oder Kuhglocken Platz. Allein in Innsbruck lassen sich zahlreiche Wandbilder an Gebäudefassaden entdecken, die das Motiv aufgreifen. In ganz Europa kommen Kopien des Werkes vor und bis heute ziert die Darstellung verschiedenste Alltagsgegenstände und Objekte religiöser Volkskunst. Sie machen Cranachs Gnaden- zu einem Kultbild und zur wohl am weitesten verbreiteten Madonnendarstellung in Tirol, Süddeutschland und darüber hinaus. Gleichzeitig bringen die Nachbildungen das berühmte Bild aus dem Altar herunter zu den Menschen – ähnlich wie bei der Präsentation im Ferdinandeum. Sie zeigt sowohl das Gemälde als auch eine Auswahl der vielen Objekte, auf denen sich die Darstellung wiederfindet.