Ein Gemälde auf Reisen
Mit dem „Porträt Maximilian I. im Kaiserornat” von Bernhard Strigel unterwegs ins New Yorker Metropolitan Museum of Art.
Museen stellen die Objekte und Kunstwerke aus ihren Sammlungen nicht nur selbst aus, sondern leihen und verleihen sie auch. So kommt es schon einmal vor, dass ein Gemälde auf große Reise geht. Ein Beispiel aus den Tiroler Landesmuseen ist das „Porträt Maximilian I. im Kaiserornat” von Bernhard Strigel. Restauratorin Claudia Bachlechner war dabei, als das Kunstwerk reisefertig gemacht wurde und hat das Bild auf seinem Weg ins New Yorker Metropolitan Museum of Art begleitet.
Tirol – New York
Das Gemälde „Porträt Maximilian I. im Kaiserornat” von Bernhard Strigel (nach 1508) ist ein ganz besonderes Objekt für mich, da ich ihm meinen ersten Business Flug zu verdanken habe. Dies war ein außerordentliches Ereignis für mich. Nicht nur, dass ich in den Genuss der Vorzüge eines derartigen Fluges kam, sondern auch die große Begeisterung der Stewardessen, uns Restauratorinnen und die wertvollen Objekte mit an Bord zu haben, erlebt habe. Wir drei Restauratorinnen aus den Tiroler Landesmuseen betreuten vier Gemälde sowie einige Originalreliefs des Goldenen Dachls während der Reise. Der Grund der Reisetätigkeit als Kurierinnen war eine Ausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York, in welcher die Objekte von Oktober 2019 bis Jänner 2020 gezeigt wurden. Anlässlich des 500. Todestages Kaiser Maximilians I. im Jahr 2019 widmet sich die Ausstellung „The Last Knight. The Art, Armor, and Ambition of Maximilian I“ in einer umfangreichen Schau dem Leben und Wirken des bedeutenden Habsburger Herrschers.
Gut angekommen?
Werden Gemälde verliehen, wird im Vorfeld ein sogenanntes Zustandsprotokoll angefertigt. Dabei erfolgt eine Beschreibung und Kartierung der vorhandenen Veränderungen und Schäden. Bei der Ankunft des Gemäldes am Bestimmungsort wird dann kontrolliert, ob während der Anreise zusätzliche Schäden entstanden sind. Gründe dafür könnten Erschütterungen und Vibrationen während des Handlings und der Fahrt sein, oder unpassende Klimabedingen, wobei zum Beispiel ein Tafelbild reißen oder die Malschicht abplatzen könnte. Nach Ausstellungsende am Ausstellungsort und nach der Ankunft des Gemäldes zurück in den Tiroler Landesmuseen wird der Zustand wiederum von den Restaurator*innen überprüft und mit der Kartierung im Zustandsprotokoll abgeglichen.
Reisevorbereitung: Restaurierung und Konservierung
Das Gemälde „Maximilian I. im Kaiserornat“, eine private Dauerleihgabe, wies jedenfalls zahlreiche optisch störende Veränderungen aufgrund früherer Restaurierungsmaßnahmen auf. Besonders auffallend war ein Riss im Bildträger aus Holz, der nicht korrekt verleimt wurde, wodurch eine Kante entstanden ist. Diese wurde zudem überkittet und übermalt, wodurch die Stelle noch störender hervortrat. Zudem befanden sich über das gesamte Gemälde verteilt farblich unpassende und ästhetisch störende Retuschen. Des Weiteren beeinträchtigte der stark glänzende und vergilbte Firnis das ästhetische Gesamterscheinungsbild. Der private Leihgeber wurde kontaktiert und mit ihm vereinbart, dass eine Konservierung und Restaurierung des Gemäldes erfolgen soll. Nach einer Firnisreduzierung kamen die ausgezeichnete, detailreiche Malerei und der originale Pinselduktus erst wieder zur Geltung. Die alten Kittungen wurden mechanisch mit einem Skalpell abgenommen. Dabei kam in vielen Bereichen die intakte originale Malschicht darunter zum Vorschein. Der ursprünglich mit Knochenleim verleimte Riss im Bildträger wurde vorsichtig geöffnet und neu verklebt. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Risskanten auf der Vorderseite bündig schließen und so eine ebene Fläche erhalten wurde. Diese bietet die Voraussetzung für ein optisch geschlossenes und ästhetisch zufrieden stellendes Gesamterscheinungsbild nach erfolgter Kittung und Retusche. Abschließend wird noch ein dünner Schlussfirnis aufgebracht.
Nach abgeschlossener Konservierung und Restaurierung kann der „Maximilian I.“ hoffentlich noch weitere spannende Reisen antreten. Aktuell jedenfalls ist es in der Ausstellung „Im Detail. Die Welt der Konservierung und Restaurierung“ im Ferdinandeum zu sehen.
