Heimliche Schätze #15
Ob klein und unscheinbar, nostalgisch, skurril oder rätselhaft: In unserer Reihe holen wir meist unbemerkte Objekte aus hunderten Jahren Tiroler Kunst und Kultur zum Vorschein – und mit ihnen die Geschichten, die sie besonders machen. Heute stellen wir Ihnen ein hinreißendes Unikat aus der Naturwissenschaftlichen Sammlung vor.
Herbarium von Hippolyt Guarinoni (1571 – 1654), Naturwissenschaftliche Sammlung
Ein Buch mit Holzdeckel und Schließbändern aus Leder, 33 mal 21 Zentimeter groß und 106 Seiten dick. Darin enthalten sind 633 Pflanzen. Vor etwa 400 Jahren wurden sie sorgfältig gepresst, getrocknet, aufgeklebt und sachkundig beschriftet. Damit handelt es sich bei dem „Pflanzenbuch“ um das älteste auf österreichischem Boden entstandene Herbarium.
Angelegt wurde es zwischen 1610 und 1630 von dem aus Trient stammenden Hippolyt Guarinoni. Er war der damalige Stadtarzt von Hall in Tirol und nutzte das Buch als Vergleichssammlung. Als Arzt waren Kenntnisse über die verschiedenen Pflanzenarten von großer Bedeutung, immerhin wurde ein Großteil der Arzneimittel aus Pflanzen gewonnen. Alle Pflanzen im Buch sind mit deutschen und lateinischen Namen beschriftet. Außerdem legte der Autor einen umfangreichen Index an. Auf Verzierungen wurde hingegen verzichtet, was darauf schließen lässt, dass das Buch als Gebrauchswerk gedacht war.
Das Herbarium befindet sich aktuell im Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall.