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3.12.2020
5 min
Mag.a. Clara Maier

Die meistverkaufte Schrottwelt: Ritter Rost

Ein Interview mit dem Bestseller-Autor Jörg Hilbert, dessen Ritter Rost-Figuren zu einer Sonderausstellung ins Zeughaus kommen. 

Jörg Hilbert zeichnet, schreibt, macht Musik – und hat mit Ritter Rost eine eigene Kinderbuchwelt erschaffen. Über seine Bestseller-„Schrottwelt“ und die Impulse aus Innsbruck haben wir mit ihm gesprochen.

Den ersten Drachen haben Sie in Ihr Volksschulheft gezeichnet. Wie hat sich daraus eine Kinderbuchwelt entwickelt, die im Zeughaus zu sehen ist?

Jörg Hilbert: Diese Welt ähnelt ganz stark den Fantasiegeschichten, die sich meine Brüder und ich ausgedacht haben, als wir nicht schlafen wollten. Aus dieser Kinderwelt mit der Ritterburg, in der unsere Kuscheltiere lebten, ist die Ritter-Rost-Welt erwachsen. Die Figuren habe ich mir aber später in meiner Studienzeit ausgedacht. Was mir auffällt ist, dass die drei Hauptfiguren gemeinsam ein Bildnis meiner selbst darstellen: Ritter Rost ist ein bisschen ein Angeber, ein Tollpatsch, aber eigentlich ein ganz netter Kerl. Koks ist das Kind und Bö ist die, die immer alles richtig machen möchte.

Und wie kam dann der „Schrott“ dazu?

Hilbert: Die Geschichte sollte nicht wie eine normale Rittergeschichte aussehen, von denen es schon so viele gab. Daher hab ich versucht, diese verrückte Welt aus Blech zu zeichnen, eine eiserne Burg und ein Schrottland. Sie sollte lustig und besonders sein.

Kinderbuchzeichner Jörg Hilbert mit der Kinderbuch-Figur „Ritter Rost“
© druckgut, Ellen Bischke, Essen
Kinderbuchzeichner Jörg Hilbert mit der Kinderbuch-Figur „Ritter Rost“

 

Wie nehmen Sie dabei den Blickwinkel der Kinder ein?

Hilbert: Ich glaub das ist mein Charakter. Ich hab mir diese kindliche Denkweise bewahrt und wollte immer Kinderbücher machen, weil ich mich da frei fühle. Man kann sehr ungezwungen und unangepasst Dinge erfinden, wo jeder Erwachsene die Stirn runzelt. Aber für Kinder funktioniert das wunderbar.
Sie zeichnen nicht mehr nur analog, sondern auch digital.

Was machte die Digitalisierung mit Ihrer „Handschrift“?

Hilbert: Ich gehöre zu den wenigen Leuten, die analog und digital arbeiten. Bei Ritter Rost zeichne ich zum Beispiel zuerst mit Feder und Aquarellfarbe, scanne die Bilder und zeichne sie mit dem Computer nach. Bei anderen Projekten arbeite ich voll digital. Eine gewisse handschriftliche Anmutung ist mir aber immer wichtig.

 

Auch Musik begleitete Ihre Kinderbücher von Beginn an. Warum ist Ihnen das wichtig?

Hilbert: Als ich 1994 den ersten Ritter-Rost-Band mit dem Komponisten Felix Janosa herausgegeben habe, war das das erste Kinderbuch mit CD überhaupt. Musik ist eigentlich das wichtigste Thema in meinem Leben. Die Geschichten funktionieren zwar auch ohne Musik, aber die Lieder sind nicht mehr aus dem Kopf zu kriegen und haben Ritter Rost groß gemacht.

Möchten Sie in den Büchern auch Botschaften vermitteln?

Hilbert: Grundsätzlich finde ich es keine gute Idee, einen pädagogischen Auftrag in ein Kinderbuch zu packen. Aber einige Themen sind natürlich Teil der Geschichte, die ich mir ausdenke. In „Ritter Rost und das Einhorn“ sind etwa der Klimawandel, der steigende Meeresspiegel und die Flüchtlingskrise mit eingearbeitet. Wenn man das nicht weiß, fällt es aber gar nicht so sehr auf.

 

Drache mit Violoncello aus der Kinderbuchreihe „Ritter Rost“ von Jörg Hilbert
© Jörg Hilbert
Drache mit Violoncello aus der Kinderbuchreihe „Ritter Rost“ von Jörg Hilbert

Seit dezember ist Ritter Rost im Zeughaus. fühlt er sich hier wohl?

Hilbert: Ich bin mit dem Ort sehr glücklich, weil das Zeughaus ein Gebäude der Renaissance ist, in der Ritter durchaus noch eine Rolle spielen. Außerdem bin ich sehr froh, in Innsbruck zu sein, weil ich früher oft hier war und Paul Flora hier kennenlernen durfte.

Wie bereicherte Sie der Tiroler Künstler Paul Flora?

Hilbert: Ich war damals mit 21 Jahren der junge Mensch, der Herrn Flora als Zeichner und auch als Menschen sehr verehrte. Ich hab mir ein Herz gefasst, ihn angeschrieben und er hat mich nach Innsbruck eingeladen. Er war überzeugt von dem, was ich gemacht habe, viel mehr als ich selbst, und hat mich unterstützt. Dafür bin ich ihm fürchterlich dankbar.

Damals ist die erste Fassung des Drachen Koks entstanden?

Hilbert: Ich habe damals schon erste Kinderbuchentwürfe gemacht und einer davon ist im Nachlass von Paul Flora aufgetaucht: der kleine Saurier, der jetzt auch ein Grundthema der Ausstellung im Zeughaus ist. Herr Flora hat mir gesagt, er wollte die Entwürfe irgendwo vorzeigen. Mein Verdacht ist aber, dass er sie gerne aus dem Verkehr ziehen wollte, weil er wusste, da kommt noch etwas Tolleres. (lacht) Ich fand das damals sehr gemein, aber er hatte vollkommen Recht. Heute bin ich ihm dankbar, dass er das so gemacht hat.

Aus dem kleinen Saurier hat sich später Drache Koks entwickelt. War das also der Beginn zum Bestseller-Autor?

Hilbert: Herr Flora hat mich vor allem ermutigt und das ist eines der wichtigsten Dinge, die man jungen Menschen mit auf den Weg geben kann. Er sagte mir: Du kannst das, mach das mal, ich helfe dir. Das war ein großes Geschenk.

Videogespräch mit Jörg Hilbert
© TLM
27.11.2020
Mag.a. Clara Maier

Schon mal mit einem Bestseller-Kinderbuchautor gezeichnet?

Jörg Hilbert lädt online zum Zeichnen ein. Damit vergeht die Zeit bis zur Eröffnung der Sonderausstellung – zu ihm und seiner Ritterwelt – im Nu.

Autorin

Mag.a. Clara Maier

 
Maier
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