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4.10.2022
5 min
Irmgard Mellinghaus

Krieg. Unerwartet aktuell.

Der Einfluss des Krieges auf unsere Gesellschaft bis heute ist Thema in den Videos MUSEUM IM DIALOG #5 bis #8

Vier Gespräche in der Reihe
MUSEUM IM DIALOG 

Anlässlich der Ausstellung „Für Gott, Kaiser und Vaterland? Propaganda im Ersten Weltkrieg in Tirol“ fanden vier Gespräche statt, die den Einfluss des Krieges auf die Gesellschaft bis heute beleuchten sollten. Mein Vorhaben war es, in den Diskussionen der Entstehung von Feindbildern nachzugehen, die Auswirkungen von Gewalterfahrungen und deren transgenerationale Weitergabe zu beleuchten, den Umgang mit Gewaltdarstellungen in Museen, Kunst und Alltag zu besprechen und über Friedensbemühungen nachzudenken. Das Um- und Überdenken festgefahrener Strukturen, so die Idee, könnte zu neuen Denkmodellen führen, die das anthropozentrische Weltbild ablösen und einen Weg in eine friedlichere Zukunft ermöglichen.
Bei der Konzeption war nicht absehbar gewesen, wie nahe uns das Thema Krieg erneut kommen würde! Nach dem 24.4.2022 war es eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten, sich unter Einbeziehen der aktuellen Weltlage, zu den geplanten Themen zu äußern.
In diesem Blog liste ich für Sie einige Fragen auf, die in den Videos beantwortet werden.

MUSEUM IM DIALOG ist eine Gesprächsreihe der Tiroler Landesmuseen, die Rosanna Dematté erstmals mit der künstlerischen Intervention „Ursula Beiler. Grüß Göttin“ im Jahr 2020/21 im Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum ins Leben gerufen hat. Die Gespräche greifen gesellschaftsrelevante und aktuelle Themen in wechselnden Ausstellungen auf. Das Museum versteht sich dabei als Plattform für Diskussionen mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Kunst, Kultur, Philosophie und Politik.

 

 

MUSEUM IM DIALOG #5
Wie geht ein Museum mit Gewaltdarstellungen um? Traditionen und neue Sichtweisen.

Auf dem Podium der ersten Gesprächsrunde am 10.1.2022 ging die Leiterin des Tirol Panoramas und Kuratorin der Ausstellung, Sonia Buchroithner mit Francesco Frizzera, dem Leiter des Museo Storico della Guerra in Rovereto und Viktoria Wind, die an der Universität Graz zur Kultur- und Geschlechtergeschichte forscht, Fragen nach, die den Umgang mit Objekten und Darstellungen aus Kriegszeiten betreffen:
Ist es überhaupt möglich, objektiv Geschichte darzustellen, obwohl in der Vergangenheit sehr subjektiv gesammelt wurde?
Warum gibt es kaum Darstellungen, die die wirklichen Auswirkungen des Waffengebrauchs zeigen?
Wie bedeutend ist die Provenienzgeschichte der vorhandenen Objekte?
Wie können Geschichten von Menschen erzählt werden, die bisher unerwähnt und ungesehen blieben, weil sie keine Relikte hinterlassen konnten?
Welche Rolle spielten die Frauen im Krieg?

MUSEUM IM DIALOG #6
Wie beeinflussen die beiden Weltkriege unsere Gesellschaft bis heute? Transgenerationale Weitergabe und Gefühlserbschaft

war für den 7.2.2022 geplant gewesen, musste aber wegen der Pandemie auf den letzten Ausstellungstag, den 25.4.2022, verschoben werden.

Sabine Bode, die bekannte Autorin der Bücher „Kriegskinder“, „Die vergessene Generation“ oder „Nachkriegskinder“ und angesehene Expertin auf dem Gebiet seelischer Kriegsfolgen, ging mit Moderator Sebastian Possert folgenden Fragen nach:
Welche Spuren hinterlässt ein Krieg in der Psyche des Menschen?
Wie können Menschen vom Krieg beeinträchtigt sein, obwohl sie selbst nicht an Kriegshandlungen teilgenommen haben?
Über wie viele Generationen werden Traumata weitergegeben?
Wie behindern unentdeckte Traumata unser Gefühlsleben?
Wie wirkt sich Gefühlserbschaft auf die Gesellschaft aus?
Welche Rolle spielen die Ängste?
Was ist der Unterschied zwischen Heldentum und Zivilcourage?

 

MUSEUM IM DIALOG #7
Kann man Frieden lernen? Einblicke in die Friedens- und Konfliktforschung

In diesem Gespräch am 7.3.2022 zwischen Rina Alluri, Leiterin des Arbeitsbereichs Peace Studies an der Universität Innsbruck, Andreas Oberprantacher, Professor für Praktische Philosophie und Leiter des Universitätslehrgangs „Frieden, Entwicklung, Sicherheit und Internationale Konfliktforschung“ und Anna Magdalena El Abdaoui, Beauftragte für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog am Haus der Begegnung, Innsbruck, das Anna Laura Schreilechner, MA-Studierende in Peace Studies, moderierte, wurde deutlich, dass Friede der Zustand ist, in dem wir uns eindeutig am Wohlsten fühlen, um den wir uns aber immer wieder bemühen müssen. Unter anderem wurden folgende Fragen wurden diskutiert:
Wie viele Definitionen von „Frieden“ gibt es und wovon hängen sie ab?
Welche Möglichkeiten gibt es, friedliches Verhalten zu lernen und zu üben?
Welche Rolle spielen Bildung, Bewusstseinsbildung und Herzensbildung?
Sind Konflikte immer schlecht?
Was hat Friede mit der Selbstwahrnehmung eines jeden Menschen zu tun?
Verlieren wir in unserer Leistungsgesellschaft unsere Empathie?
Ist ein Museum ein Ort, an dem Frieden geübt werden kann?

 

MUSEUM IM DIALOG #8
Das Ende des Anthropozäns- die Chance? Neue Weltbilder und Denkmodelle auf dem Weg in eine friedlichere Zukunft 

Als ich diese Gesprächsreihe im Rahmen der Ausstellung „Für Gott, Kaiser und Vaterland? Propaganda im Ersten Weltkrieg in Tirol“ konzipierte, war nicht abzusehen, wie nahe uns der Krieg in kürzester Zeit kommen würde. Sicher hätte ich sonst einen anderen Schwerpunkt und einen weniger salopp formulierten Titel gewählt. Es ist den Teilnehmenden hoch anzurechnen, wie sie sich in dieser ernsten Situation um einen möglichst positiven Ausblick auf unsere Zukunft bemühten.

Was ist das Anthropozän überhaupt? war die erste Frage, die der Moderator Sebastian Possert an die Bildungswissenschaftlerin Sabine Krause und den Wissenschaftsphilosophen Elmar Flatschart stellte.
Welche Menschengruppe nimmt seit wann so viel Einfluss auf die Erde, dass die Natur sich stark verändert?
Welches Weltbild liegt unserer westlichen Leistungsgesellschaft zugrunde?
Was ist koloniales Denken?
Wer hat die Definitionsmacht in unserer Kultur?
Wie halten kapitalistisch patriarchale Muster unsere derzeitigen Verhältnisse aufrecht?
Verlieren wir in unserer Leistungsgesellschaft unsere Empathie?
Welche Rolle spielt die Angst?
Was ist Sorgeethik?
Ist Dekonstruktion die Notwendigkeit für ein neues Denken?
Kann eine Vielfalt der Perspektiven oder das Bewusstwerden darüber, dass unser Wissen relativ ist, eine Lösung sein?

Autorin

Irmgard Mellinghaus

 
Irmgard Mellinghaus
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